Könnte als eines der ersten Museen in Westfalen in der kommenden Woche wieder öffnen: das LWL-Naturkundemuseum in Münster. Foto: LWL/Oblonczyk
04.03.2021

Corona-Gipfel: Hoffnung und Frust

Die Ergebnisse des Corona-Gipfels treffen in Westfalen auf ein geteiltes Echo. Während einige Museen schon ihre Öffnung vorbereiten, sind große Teile der Wirtschaft enttäuscht.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe will auf Grundlage der Beschlüsse des Bund-Länder-Treffens zu den Corona-Maßnahmen sein Naturkundemuseum bereits am Dienstag (09.03.2021) und sein Museum für Kunst und Kultur einen Tag später wieder öffnen. Beide Museen sind in Münster beheimatet. Dort sind die Inzidenzen seit Wochen unter der 50er-Schwelle.

Der LWL weist darauf hin, dass man vor der Öffnung aber noch abwarten müsse, wie das Land NRW die Ergebnisse der Verhandlungen vom vergangenen Mittwoch in eine Verordnung umsetzt. Der Corona-Gipfel hatte beschlossen, das unter bestimmten Bedingungen von Montag (08.03.2021) an zunächst Museen, Galerien und Gedenkstätten, zwei Wochen später auch Theater, Kinos sowie Konzert- und Opernhäuser wieder den Betrieb aufnehmen dürfen.

„Schmaler Einstieg in den Ausstieg vom Lockdown“

Wann weitere LWL-Museen öffnen, will der Verband individuell entscheiden. „Zunächst hängt das von der Inzidenz ab: In Regionen mit einem Wert unter 50 öffnen die Museen zu den gleichen Bedingungen wie im vergangen Frühjahr, liegt der Wert zwischen 50 und 100 müssen sich Besucher:innen vorab anmelden“, teilt der LWL auf Anfrage des WESTFALENSPIEGEL mit. Die Hygiene-Konzepte der LWL-Museen seien noch aus dem vergangen Frühjahr vorhanden und könnten schnell wieder aktiviert werden, so dass die Museen zügig öffnen könnten, wenn die Inzidenz in der jeweiligen Region entsprechend niedrig ist.

Weniger Optimismus herrscht dagegen in Teilen der Wirtschaft. „Für zahlreiche Unternehmen in unserem IHK-Bezirk sind die Beschlüsse ein schmaler Einstieg in den Ausstieg vom Lockdown“, sagte der Präsident der IHK Nord Westfalen, Dr. Benedikt Hüffer. So kann der Handel unter bestimmten Voraussetzungen schrittweise ab dem 8. März wieder öffnen. Für viele andere Unternehmen jedoch böten die Beschlüsse keine wirtschaftlich tragfähige Lösung für ihre massiven Probleme, so Hüffer weiter. Vor allem für Hotels, Restaurants sowie Unternehmen der Veranstaltungs- und Reisewirtschaft gebe es in den nächsten vier bis sechs Wochen keine echte Öffnungsperspektive.

„Mehr Spielraum für beherztes Hochfahren“

Ähnlich sieht die Einschätzung auch im Handwerk aus. Für zahlreiche von Schließungen betroffene Betriebe rücke die ersehnte Öffnung, von der ihre Existenz abhänge, weiterhin in die Ferne, erklärte Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund. Es sei richtig, dass Bund und Länder das Impfen forcieren wollen. „Gleichzeitig werden Aspekte wie der Impffortschritt, der R-Wert, die Verfügbarkeit von Schnell- und Selbsttests oder die von den Betrieben erarbeiteten Hygienekonzepte bei den Öffnungsschritten nicht berücksichtigt“, so Schröder. Darin sieht er „deutlich mehr Spielraum für ein beherzteres Hochfahren des wirtschaftlichen Lebens gewesen.“

Dr. Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen, weist auf offene Fragen hin, die das in Berlin vorgestellte Öffnungskonzept bei den Unternehmen in der Region hinterlässt. So sei offen, wie Arbeitgeber das verpflichtende Testangebot für ihre Belegschaften kurzfristig umsetzen sollen. Hinzu komme die weitere Fixierung auf Inzidenzwerte bei den Öffnungsschritten. „Wenn der Märkische Kreis und die Stadt Hagen Werte von aktuell über 100 verzeichnen und der Ennepe-Ruhr-Kreis zugleich unter 100 liegt, ist völlig unklar, wie die Öffnungsstrategie vor Ort umgesetzt werden soll“, sagt Geruschkat.

jüb/wsp

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