02.04.2019

Immer mehr Menschen in den Städten leben in Armut

Die Armutsquote in Großstädten ist deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. Das zeigt eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung. 

Besonders stark hat die Armut der Studie zufolge in den Ruhrgebietsstädten zugenommen. Während deutschlandweit zehn Prozent der Menschen Sozialleistungen empfangen, sind es in Gelsenkirchen inzwischen 26 Prozent, in Dortmund und Herne jeweils 20 Prozent und in Recklinghausen und Hagen jeweils 19 Prozent. In Gelsenkirchen und Herne stieg die Armutsquote mit rund vier Prozentpunkten in den Jahren von 2007 bis 2016 auch am stärksten an. Münster ist die einzige Großstadt in der Region, die mit neun Prozent Sozialleistungsempfängern unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Die Zahlen stammen allerdings aus dem Jahr 2016. Aktuellere Daten liegen nicht vor.

Vor allem in den Ruhrgebietsstädten leben viele Menschen mit wenig Geld im Portemonnaie. / Foto: pixabay

Vor allem in den Ruhrgebietsstädten leben viele Menschen mit wenig Geld im Portemonnaie. / Foto: pixabay

Wie die Studie, in der 80 Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern untersucht wurden, weiter zeigt, hat die Armut im Untersuchungszeitraum in allen 13 Ruhrgebietsstädten zugenommen. „Eine Ursache dafür ist der noch nicht vollständig bewältigte Strukturwandel in der Region, durch den vielerorts ganze Schlüsselindustrien und viele Arbeitsplätze weggefallen sind. Hinzu kommt, dass sich Langzeitarbeitslosigkeit und hohe Wohnkosten gerade in großen Städten konzentrieren und das Armutsrisiko steigern“, sagt Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages Nordrhein-Westfalen.

Armut ist sehr großes Problem

Die Städte versuchten mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, die Armut vor Ort zu bekämpfen. Sie setzten beispielsweise (Sozialarbeiterinnen und) Sozialarbeiter für die Schuldner-, Pflege-, Gesundheitsberatung sowie als Ansprechpartner in Schulen ein, so Dedy weiter. Allerdings hätten die Städte mit dem größten Anteil sozial Schwacher in der Bevölkerung oft mit den größten finanziellen Problemen zu kämpfen. „Die Schuldenlast ist für viele Städte erdrückend. Hohe Arbeitslosigkeit, niedrigere Steuereinnahmen und hohe soziale Pflichtausgaben machen die Lage vieler Kommunen nicht besser“, sagt Dedy.

Das Armutsproblem wird auch in der Bevölkerung für umso dringlicher gehalten, je mehr Einwohner der Wohnort hat. Für 27 Prozent aller Befragten ist die Armut vor Ort „ein großes“ oder „sehr großes Problem“. Bei den Befragten aus Großstädten liegt dieser Wert bei 51 Prozent und damit ungefähr doppelt so hoch wie im Durchschnitt, habe eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid erbeben, so die Bertelsmann-Stiftung.

wsp

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