15.07.2014

Internationale Priester: Geistliche aus Indien, Afrika und Polen predigen in westfälischen Gemeinden

Westfalen (wh). Mehr als 200 ausländische Priester sind derzeit in den katholischen Gemeinden Westfalens eingesetzt. Das zeigt eine Umfrage des Nachrichtenservice "Westfalen heute" bei den Bistümern. Der Priestermangel, aber auch der Wunsch nach kulturellem Austausch sind Gründe dafür, dass zunehmend Geistliche aus anderen Ländern die Gemeinden in der Region betreuen.

Rund 130 Priester der Weltkirche sind in den nordrhein-westfälischen Gemeinden des Bistums Münster im Dienst, ihnen stehen 750 bistumseigene Priester gegenüber. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der ausländischen Priester "deutlich" gewachsen, berichtet das Bistum. Hauptgrund sei der Priestermangel. Denn während sich nur noch wenige deutsche junge Männer für den Priesterberuf entscheiden, werden in anderen Ländern zahlreiche katholische Geistliche ausgebildet. Vor allem Priester aus Indien, Polen und afrikanischen Ländern übernehmen deshalb zunehmend die Stellen in Westfalen. In Sprachschulungen und Pastoralkursen werden sie auf ihren Einsatz vorbereitet.

"Es gibt Priester der Weltkirche, die sich schnell und gut integrieren, anderen fällt das nicht so leicht, oft weil die Sprachkenntnisse zunächst nicht ausreichen", berichtet Bistumssprecher Martin Wißmann. "Es geht ja nicht nur um menschliche Zuwendung, die manchmal ohne Worte auskommt, es geht auch um geistliche Kommunikation. Hinzu kommen kulturelle Barrieren, die überwunden werden wollen " und manchmal auch unterschiedliche Auffassungen von Pastoral."

Die Aufnahme in den Pfarreien sei oft herzlich, hat Wißmann erfahren: "Manche Priester der Weltkirche bringen aus ihrer Heimat auch eine Art oder Elemente mit in den Gottesdienst, die gut ankommen. Besonders günstig ist es, wenn jüngere Priester kommen. Es kommt aber auch vor, dass einzelne oder eine Pfarrei überwiegend reserviert oder ablehnend reagieren."

Im Bistum Essen werden Priester aus anderen Ländern zurückhaltender eingesetzt, berichtet Bistumssprecher Ulrich Lota. 14 sind dort zurzeit in den westfälischen Gemeinden im Dienst: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es durch Sprachschwierigkeiten und unterschiedliche Traditionen oft nicht ganz leicht für ausländische Priester ist, sich in das Gemeindeleben und in seelsorgerische Situationen einzufinden."

75 ausländische Priester sind derzeit in den Gemeinden des Erzbistums Paderborn eingesetzt. Ihre Zahl hat sich in den letzten Jahren sogar leicht verringert " trotz guter Erfahrungen, wie Thomas Throenle von der Pressestelle des Erzbistums betont. "Ich erlebe diese Priester als Bereicherung. Gerade Inder haben oft eine ganz eigene Spiritualität, die den Gemeinden gut tut. Jedoch sehen wir ihren Einsatz eher unter dem Gesichtspunkt des kulturellen Austauschs. Es geht nicht darum, ausländische Priester zu engagieren, um Löcher im Stellenplan zu stopfen."

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