Der Prinzipalmarkt in Münster vor der Pandemie. Aktuell sind die Innenstädte deutlich leerer. Foto: Stadt Münster
09.12.2021

„Keine Aufholjagd“

Einzelhändler und Gastwirte hatten große Hoffnungen auf das Weihnachtsgeschäft gesetzt. Angesichts hoher Infektionszahlen und 2G-Regeln ist die Stimmung jedoch gedämpft. Die Umsätze liegen unter den Erwartungen.

Nach einem bereits schwachen Auftakt des Weihnachtsgeschäfts, hätte die Einführung der „2G“-Regeln im Einzelhandel vor dem zweiten Advent weitere Einbußen zur Folge, berichtet der Handelsverband Deutschland und schätzt die Verluste auf 26 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019. „Die Fußgängerzonen sind deutlich leerer geworden. Während einige Kunden gezielt in die Läden kommen und auch kaufen, sind spürbar weniger Leute zum Bummeln in die Stadt. Das trifft vor allem Händler, die auf diese Laufkundschaft angewiesen sind“, sagt Tobias Heitmann, Galerist und Sprecher des Dortmunder Innenstadt-Initiativkreis Cityring.

Ausweiskontrolle an der Ladentür

Die Einzelhändler sind verpflichtet, den „2G“-Nachweis zu kontrollieren. Kunden müssen an der Ladentür ihren Impf- oder Genesenenausweis vorzeigen. „Ein ganz schöner Aufwand“, sagt Heitmann und erklärt: „Das bedeutet in der Regel, dass mindestens eine Verkaufskraft in der Beratung fehlt.“ Um die Kontrollen zu vereinfachen, erhalten nachweislich geimpfte und genesene Kunden in Dortmund auf Wunsch ein Bändchen für das Handgelenk. Damit entfallen dann weitere Kontrollen. In Dortmund wurde diese Idee von den Weihnachtsmarkthändlern übernommen. 600.000 Bänder wurden dort bestellt. „Den Kostenaufwand konnten wir zum Glück mit Unterstützung von Sponsoren stemmen“, sagt der Kunsthändler.

Der höchste Weihnachtsbaum der Welt strahlt über dem Weihnachtsmarkt in Dortmund. Foto: Stefanie Kleemann

Der höchste Weihnachtsbaum der Welt strahlt über dem Weihnachtsmarkt in Dortmund. Foto: Stefanie Kleemann

Immer mehr Städte setzen auf diese Praxis. „Wir freuen uns, dass wir mit diesem Angebot unseren Kundinnen und Kunden den Weihnachtsbummel durch die Geschäfte deutlich erleichtern können“, sagt Andreas Weitkamp, Vorstandsmitglied der Initiative starke Innenstadt in Münster, „doch auch uns hilft dieses Mehr an Komfort allemal – es ist in Zeiten der Pandemie einer von vielen Bausteinen für etwas mehr Normalität, die wir uns doch alle wünschen“.

Ob das Bändchen die Situation spürbar verbessert? Dem Einzelhandel fehlen in der Weihnachtszeit die Innenstadtbesucher und auch Touristen, die bis 2019 auch aus den Niederlanden anreisten, um die Weihnachtsmärkte zu besuchen, ist allerorten zu hören. Hinzu kommt: Online-Shopping sei mittlerweile sogar für viele ältere Menschen selbstverständlich, erzählt der Dortmunder Cityring-Sprecher Heitmann: „Das Weihnachtsgeschäft ist für die meisten Händler sicherlich keine Aufholjagd nach diesem schwierigen Jahr.“

wsp, aki

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