André Kuper vertritt im Landtag den Kreis Gütersloh und ist Landtagspräsident. Foto: Landtag NRW / G. Kirchner
28.02.2024

Kompromiss für Stalag

Ein Vorschlag von Landtagspräsident André Kuper soll den Weg für die Gedenkstätte Stalag 326 freimachen. Umfang und Kosten der Weiterentwicklung sollen sinken.

Laut dem Kompromiss, den Kuper mit der Gütersloher CDU-Kreistagsfraktion erarbeitet hat, sollen die Investitionskosten für den Ausbau der Gedenkstätte bei Schloß Holte-Stukenbrock im Kreis Gütersloh von 64 auf 50 Millionen Euro und die jährlichen Betriebskosten der Gedenkstätte von 5,6 auf 4,2 Millionen Euro sinken. Im Interview mit dem Westfalenspiegel erläutert Landtagspräsident André Kuper (CDU) die Pläne.

Herr Kuper, die Investitions- und Betriebskosten der Gedenkstätte sollen deutlich sinken. Wo wird gespart?
Der aktuelle Vorschlag ist ein Kompromiss, für den wir gegenüber der ursprünglichen Machbarkeitsstudie alle Positionen bei Investitionen und laufenden Kosten überprüft haben. Gespart wird unter anderem durch die Reduzierung des geplanten Besucherzentrums. Dieses soll nun als funktionales Eingangsgebäude gebaut werden. Auch die räumliche Trennung von der Polizeischule, mit der sich die Gedenkstätte jetzt noch ein Gelände teilt, soll durch einen Erhalt der Wegeführung günstiger werden. Wichtig ist eine nachhaltige Reduzierung der Betriebskosten. Hier haben wir auf Forderung der CDU-Kreistagsfraktion unter Beteiligung von Fachleuten und unter Einbeziehung von Erfahrungen anderer Gedenkstätten die Prognose der Besucherzahlen korrigiert. Statt 200.000 erwarteten Besucherinnen und Besuchern rechnen wir nun pro Jahr mit 75.000. Damit sinkt der Personalaufwand. Organisatorische Veränderungen in der Geschäftsführung und die Planung der Neubauten als Null-Energie-Haus reduzieren die laufenden Kosten ebenfalls.
Die Gedenkstätte "Stalag 326" ist zurzeit noch in einer Baracke des früheren Stammlagers untergebracht. Foto: Dokumentationsstätte Stalag 326/OliverNickel

Die Gedenkstätte „Stalag 326“ ist zurzeit noch in einer Baracke des früheren Stammlagers untergebracht. Foto: Dokumentationsstätte Stalag 326/OliverNickel

Stalag 326 soll zu einer Gedenkstätte nationaler Bedeutung entwickelt werden. Wird ein reduzierter Ausbau diesem Anspruch gerecht?
Auf jeden Fall. Es wurden einige Abstriche gemacht, doch grundsätzlich gilt weiterhin die beschlossene Machbarkeitsstudie. Und auch unser Anspruch an die Arbeit der Gedenkstätte Stalag 326 bleibt. Diese wird in der Erinnerung an das Schicksal der dort inhaftierten sowjetischen Kriegsgefangenen eine überregionale und weitgehend einzigartige Bedeutung haben. Damit trägt sie zur Demokratiebildung bei.
Im Herbst stimmte der Gütersloher Kreistag gegen die Beteiligung an den Betriebskosten und brachte die Planung zum Stillstand. Bringt die neue Version nun den Durchbruch?
In den vergangenen Monaten hat ein guter demokratischer Prozess stattgefunden, in dem nun unterschiedliche Positionen zu einem Kompromiss vereint wurden Die erste Resonanz auf diesen Vorschlag ist sehr positiv. Es wird von einem fairen Ausgleich gesprochen, der für alle beteiligten Kommunen, das Land sowie für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe als weiterer Beteiligter günstiger ausfällt. In den kommenden Wochen stehen Entscheidungen unter anderem im Kreis Gütersloh sowie beim LWL und im Landtag an. Ich bin zuversichtlich, dass wir bald ein klares Votum haben und die Planungen für die Gedenkstätte fortsetzen können. Die Zielmarke für eine Eröffnung könnte dann Anfang der 2030er Jahre liegen.
Interview: Annette Kiehl, wsp

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