Kreativ aber zögerlich: Zahl der Gründerinnen in Westfalen geht zurück
Westfalen (wh). Sie sind Spielzeugberaterinnen, leiten eine Kochschule oder verkaufen Nüsse im Internet: Existenzgründerinnen in Westfalen sind bei der Planung ihrer Unternehmen kreativ. Trotzdem sinkt die Zahl der Frauen, die ein Gewerbe anmelden, seit Jahren.
Mechthild Schroeter-Rupieper hilft beim Traurigsein. Dafür hat die Gelsenkirchenerin vor fünf Jahren ein Institut für Familientrauerbegleitung gegründet. Seitdem unterstützt sie Familien und Kinder, den Tod eines nahe stehenden Menschen zu verarbeiten.
2006 war Mechthild Schroeter-Rupieper eine von 21.912 Existenzgründerinnen in Westfalen. Laut Statistischem Landesamt sinkt die Zahl der angehenden Unternehmerinnen in der Region. 2010 waren es nur noch 20.976 Frauen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagten. Ihr Anteil an allen Gewerbeanmeldungen in Westfalen verringerte sich im selben Zeitraum von 30,1 Prozent auf 29,2 Prozent.
Ein Grund dafür liegt nach Ansicht von Experten auch in mangelhafter Unterstützung durch die Politik. "In den vergangenen Jahren ist in NRW die Förderung von Existenzgründerinnen leider zurück gegangen", sagt Christel Zeisler vom Verein FrauenForum in Münster. Beratungsstellen, die sich speziell an Frauen richten, seien im großen Stil geschlossen worden.
"Dabei", so Zeisler, "müssen Frauen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen, ganz anders angesprochen werden als Männer. Der Vergewisserungsprozess bei Existenzgründerinnen ist langwieriger " auch weil in der Gesellschaft oft noch ein männliches Unternehmerbild vorherrscht."
Für Nadine Müller wurde die Selbstständigkeit trotz aller Hürden im wahrsten Sinne des Wortes zum Kinderspiel. Die Bottroperin gründete 2005 die Spielzeugberatung "Premini" und hilft seitdem Kindern, Eltern und Erziehern bei der Auswahl hochwertiger Spielsachen.
Und auch Rabea Ali aus Lemgo ließ sich von der männlichen Dominanz auf dem Gewerbemarkt nicht abschrecken und ging in die Selbstständigkeit. "hundewandern.de" heißt ihr Unternehmen, mit dem sie seit 2005 eine Nische auf dem Reisemarkt besetzt. Tagestouren im Teutoburger Wald, Schnitzeljagden im Extertal oder auch Kanufahrten im Elsass " immer ausgerichtet auf die Bedürfnisse von Hunden und ihren Haltern " gehören zum Portfolio der Reiseveranstalterin, die mittlerweile zwölf freie Mitarbeiter beschäftigt.
Trotz dieser Beispiele ist Christel Zeisler der Ansicht, dass noch viel mehr getan werden muss, um Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit zu vereinfachen. Deshalb begrüßt sie das für Nordrhein-Westfalen geplante Programm "Frauen und Wirtschaft", bei dem landesweit 16 Beratungsstellen eingerichtet werden sollen: "Damit wäre ein Schritt in Richtung Chancengleichheit getan", so Zeisler.