Münsterland ist Fahrradland
Das Münsterland ist die fahrradfreundlichste Region Deutschlands. Vor allem die Gemeinde Wettringen räumt beim Fahrradklima-Test des ADFC ab.
Klare Gewinner-Stadt ist Wettringen im Kreis Steinfurt. Die Kleinstadt holte nicht nur den ersten Platz in der Größenklasse bis 20.000 Einwohner. Sie verzeichnete auch die beste aller Gesamtwertungen (2,0) und wurde mit dem Sonderpreis „Radfahren im ländlichen Raum“ ausgezeichnet, so der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Hierfür waren vor allem die guten und komfortablen Radwege in die Nachbarorte ausschlaggebend. „Die Gemeinde erfüllen die Auszeichnungen mit Stolz und Freude“, sagt Wettringens Bürgermeister Berthold Bültgerds gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL. Sie seien umso erfreulicher, da es die Bewertungs-Ergebnisse seien, die die Bürgerinnen und Bürger den Radwegen in ihrer Gemeinde gegeben haben. Es sei auch das Ergebnis der seit Jahren guten und zielführenden Zusammenarbeit aller Beteiligten, von Rat, Verwaltung und Bürgern.
In der Kategorie Städte über 200.000 und bis 500.000 Einwohner ist Münster nach einigen Jahren wieder an die Spitze zurückgekehrt. Mit einer Gesamtbenotung von 3,0 liegt Münster knapp vor Karlsruhe und Freiburg (jeweils 3,1). „Dieser Titel liegt uns gerade deshalb sehr am Herzen, weil ein attraktives Umfeld für Radfahrerinnen und Radfahrer einen großen Schritt auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stadt markiert“, sagt Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe. Bei den Städten über 50.000 Einwohnern landete Bocholt (3,1) auf dem zweiten Platz hinter Nordhorn (2,8). Auch Die Kommunen Coesfeld – Platz 2 in der Kategorie über 20.000 Einwohner – und Reken (2. Platz bis 20.000 Einwohner) ergatterten noch Spitzenplätze.
Lüdenscheid ist Schlusslicht
Am unteren Ende der Tabelle stehen Kommunen wie Witten (4,53), Hagen (4,6) und als absolutes Schlusslicht Lüdenscheid mit 5,15. Damit hat sich Lüdenscheid im Vergleich zum letzten Fahrradklimatest erneut verschlechtert. Daran dürfte auch die Sperrung der A45 ihren Anteil haben: Seither rollt der Umleitungsverkehr durch die Stadt und macht das Radfahren unsicherer.
Laut ADFC zeigen die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests, dass die Förderung von Radverkehrsmaßnahmen wahrgenommen und honoriert wird. Finden Radfahrende breite Radwege, gute Angebote an Mieträdern und genug sichere Abstellmöglichkeiten vor, sind sie zufriedener und bewerten ihre Kommunen auch besser. Da in den vergangenen Jahren vor allem in großen Städten mehr für Radfahrerinnen und Radfahrer getan wurde, verbessere sich dort auch das Fahrradklima, heißt es.
„Noch viel zu tun“
Insgesamt fällt die Bewertung des Radfahrklimas in Deutschland mit der Note 3,96 jedoch unbefriedigend aus. „Leider ist für eine attraktive Radinfrastruktur in Deutschland noch viel zu tun“, sagt die ADFC-Bundesvorsitzende Rebecca Peters. Radfahrerinnen und Radfahrer wünschten sich bessere und breitere Radwege, weniger Konflikte mit Autofahrern, weniger Falschparker auf Radwegen und sichere Baustellenumleitungen. „Einige Großstädte haben investiert und konnten sich verbessern. Auf dem Land hingegen tut sich nicht viel, obwohl es auch hier großes Potenzial und viele Möglichkeiten zur Förderung des Radverkehrs gibt“, so Peters.
Bundesweit haben laut ADFC rund 245.000 Radfahrende an der Befragung teilgenommen – so viele wie nie zuvor. Sie haben 1114 Städte und Gemeinden bewertet. Auch das sei ein neuer Rekord, heißt es. 63 Prozent der Teilnehmer nutzen das Fahrrad (fast) täglich, 91 Prozent mindestens einmal die Woche. Die Befragung zeigt auch, dass immer mehr Menschen vor allem im ländlichen Raum, wo die Wege oft länger sind, aufs Pedelec umsteigen – der Anteil der Teilnehmenden mit E-Fahrrädern liegt in Orten unter 20.000 Einwohnern bei 42 Prozent.
jüb/wsp