Bereit für die Reise nach Panama: Der Wagon wurde vor einigen Tagen in Hamm verladen. Foto: Schönenberg
04.06.2020

Von Hamm nach Panama

Ein Stück Hammer Eisenbahngeschichte wird bald im Museum für Freiheit und Menschenrechte in Panama ausgestellt. Ein Güterwagon soll dort an den Holocaust erinnern.

Der Reichsbahn-Güterwagen 52153 mit der offiziellen Bezeichnung „Oppeln – Gms 30“ wurde in der Zeit des Zweiten Weltkriegs zu Tausenden produziert. Traurige Bekanntheit erlangte der Wagon durch den Einsatz in der Deportation von Millionen Juden in die Konzentrationslager. Nach Kriegsende wurden die Wagen weiterhin im Güterverkehr verwendet, bevor sie ausgemustert wurden. Heute gibt es nur noch wenige Exemplare des Typs „kurzer Oppeln“ – und zwei davon standen bis vor kurzen auf dem Gelände des Vereins Museumseisenbahn Hamm.

Als die Eisenbahnfreunde einen ihrer reparaturbedürftigen Wagen zum Verkauf ausschrieben, hatten sie als Abnehmer eigentlich andere Vereine aus dem Bundesgebiet im Blick. Es meldete sich jedoch der Honorarkonsul von Uganda bei dem Verein, der wiederum den Kontakt nach Panama herstellte. Schließlich begutachtete der Kurator des „Museo de la Libertad y los Derechos Humanos“, so der offizielle Titel des Museums für Freiheit und Menschenrechte, den historischen Wagon in Hamm und entschied sich für den Kauf. In diesen Tagen wird das Stück von Bremerhaven aus nach Panama verschifft. „Den Vertretern des Museums war es wichtig, dass nichts an dem Wagon verändert wird. So ist zum Beispiel der ursprüngliche Fußboden immer noch erhalten“, erzählt der Vereinsvorsitzende Walter Schönenberg.

Der Wagon wurde mit einem Kran auf einen Tieflader verladen. Foto: Schönenberg

Der Wagon wurde mit einem Kran auf einen Tieflader verladen. Foto: Schönenberg

Für die Museumseisenbahn Hamm bedeutete der Verkauf an das renommierte Museum in Zentralamerika eine große Wertschätzung, sagt Schönenberg: „Der Wagon ist ein Mahnmal und leistet einen Beitrag, um die Erinnerung an die schlimmen Ereignisse lebendig zu halten.“ Finanziell gelohnt habe sich das Geschäft jedoch nicht, betont der Vereinsvorsitzende. Der Kaufpreis des „kurzer Oppeln“ betrug gerade einmal den doppelten Schrottwert – und war für das Museum damit deutlich günstiger als die Transportkosten.

wsp

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