Als Folge des Cyber-Angriffs blieben Bürgerbüros in zahlreichen südwestfälischen Kommunen, hier zu sehen im Märkischen Kreis, zu Beginn der Woche geschlossen. Foto: Hannah Heyn / Märkischer Kreis
03.11.2023

Ohne Schnittstelle

Der Hackerangriff zu Beginn dieser Woche hat massive Auswirkungen auf die IT-Systeme zahlreicher Kommunen. Bürgeranliegen können teils nicht bearbeitet werden.

Ziel des Cyber-Angriffs mit einem sogenannten Erpressungsgtrojaner war die Südwestfalen-IT, ein kommunaler IT-Dienstleister. Um die Weiterverbreitung der Schadsoftware zu verhindern, wurden die Verbindungen des Rechenzentrums zu und von allen Verbandskommunen gekappt. 72 Städte, Kreise und Gemeinden aus Südwestfalen, darunter die Landkreise Olpe, Siegen-Wittgenstein, und Soest sowie Kommunen im Ruhrgebiet, im Rheinisch-Bergischen Kreis und darüber hinaus waren betroffen. Die Verwaltungsarbeit ist dort zum Teil massiv eingeschränkt.

Wer die Websites von Städten wie Marl oder Arnsberg, dem Kreis Soest oder dem Hochsauerlandkreis anwählt, der erhält in diesen Tagen eine Fehlermeldung. Die Online-Präsenz ist für die Städte der Dreh- und Angelpunkt für Informationen und Dienstleistungen sowie für verschiedene Anträge von Müll bis Kfz. „Wir informieren verstärkt über die sozialen Medien und über die Presse“, sagt Marls Stadtsprecher Daniel Rustemeyer. Marl ist in Sachen Cyber-Angriff noch glimpflich davon gekommen. Dort ist nur die Website betroffen, nicht aber die sogenannten Fachanwendungen, also die Verwaltungssoftware. In Arnsberg ist neben der Website der Mailverkehr nach außen weiterhin gestört. Deshalb richtet die Stadt nun kurzfristig E-Mail-Kontakte unter der Domain @stadtverwaltung-arnsberg.de für den Notfall ein, die in dringenden Angelegenheiten angeschrieben werden können. Bürger. können die Verwaltung außerdem per Telefon und Telefax erreichen.

Kfz-Zulassungsstellen geschlossen

So sieht die Situation in einigen südwestfälischen Kreisen und Kommunen dramatischer aus. Im Hochsauerlandkreis sind neben der Kreis-Website eben jene Anwendungen in Mitleidenschaft gezogen. Mails, die an die Verwaltung geschickt werden, kommen nicht an. Bürger werden nun gebeten, ihr Anliegen per Post oder Telefon vorzutragen. Der Cyber-Angriff zeige die starke Vernetzung und auch Abhängigkeit der Verwaltung von digitalen Anwendungen, sagt der stellvertretende Kreissprecher Jürgen Uhl. So sind Kfz-Zulassungen nach wie vor nicht möglich. Schließlich werden dort unter anderem Versicherungs- oder auch Personendaten über digitale Schnittstellen abgeglichen.

Ähnlich sieht es beispielsweise auch in der Ausländerbehörde aus, wo ebenfalls der digitale Austausch von Dokumenten derzeit nicht möglich ist. Die Kreisverwaltung geht mittlerweile davon aus, dass sich der IT-Ausfall bis in die kommende Woche ziehen wird. Man arbeite daran, die Handlungsfähigkeit der Kommune wiederherzustellen, sagt Uhl: „Manches Dokument wird nun wieder per Post statt per Mail verschickt“. Wann die IT-Systeme wieder laufen werden, ist weitgehend unklar. Die SIT stehe mit dem Landeskriminalamt und dem Bundesamt für IT-Sicherheit in Kontakt, um schnellstmöglich Klarheit zum Ursprung des Angriffs zu bekommen, heißt es auf der provisorischen Website des Dienstleisters lediglich.

aki, wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin