Politisch, vielfältig, kantig
„Rage und Respekt“ – unter diesem Motto präsentieren die Ruhrfestspiele vom 1. Mai an Theater, Tanz, Literatur, Musik, Kabarett, Performances und Neuen Zirkus.
Das Motto der 77. Spielzeit beschreibt einmal mehr die Stimmung unserer Zeit: Momente der Rage gebe es an vielen Orten in der Welt, so Ruhrfestspiel-Intendant Olaf Kröck bei der Präsentation des Programms. Diesen „ragehaften Impulsen“ von Krieg und Zerstörung oder Wut stelle man Respekt entgegen. Und so will das Festival am Grünen Hügel in Recklinghausen politisch und provokant, aber auch offen für ein breites Publikum sein. 90 Produktionen mit rund 300 Veranstaltungen haben Kröck und sein Team zusammengestellt. Erstmals seit der Pandemie ist der Besuch und das Arbeiten auf und hinter der Bühne wieder ganz ohne Beschränkungen und Schutzmaßnahmen möglich.
Die Rubrik Schauspiel eröffnet gleich mit einer Deutschlandpremiere: „Drive Your Plow Over the Bones of the Dead“ nach dem Roman „Gesang der Fledermäuse“ der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk ist eine Koproduktion der Ruhrfestspiele mit der Londoner Theatercompany Complicité. Es ist das einzige Stück, für das Vorverkauf bereits gestartet ist. Die diesjährige Eröffnungsrede hält die vielfach ausgezeichnete Autorin und Übersetzerin Anne Weber.
In „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist des Deutschen Theaters Berlin dürfen sich die Besucher auf Schauspielstar Ulrich Matthes in der Rolle des Richters Adam freuen. Weitere Klassiker im Programm sind Shakespeares „Macbeth“ oder auch „Einer flog übers Kuckucksnest“ unter der Regie von Leander Haußmann. Er hat das Stück mit dem RambaZamba Theater in Berlin, eine der größten inklusive Bühnen in Deutschlands, einstudiert. Kantiger sind dagegen das in tibetischer Sprache aufgeführte „Pah-Lak“ oder das Schauspiel „And Now Hanau“, das im großen Sitzungssaal des Rathauses in Recklinghausen aufgeführt wird.
Große Feste zur Eröffnung und zum Abschluss
Im Stück „Manifesto“ wirbeln Tänzer zu Trommelrhythmen über die Bühne der Ruhrfestspiele, die israelische Choreografin Sharon Eyal zeigt mit „Soul Chain“ ein tänzerisches Werk über die Liebe, die Sehnsucht und die Einsamkeit in uns allen. Und – eine Empfehlung des Intendanten – in „Nutcrusher“ setzt sich die Südkoreanerin Sung Im Her choreografisch mit der #MeToo-Bewegung und ihren Nachwehen auseinander.
In der Sparte Literatur dürfen sich die Gäste auf eine Lesung mit Olga Tokarczyk freuen. Der Termin mit der Leitearutnobelpreisträgerin am 7. Juni konnte erst kurzfristig bestätigt werden, dass er es nicht mehr ins Programmheft geschafft hat. Weitere Höhepunkte sind Lesungen mit Fritzi Haberland (Virginia Woolf) oder David Stresow (Johann Wolfgang von Goethe). Zusätzlich gibt es ein Kinder- und Jugendprogramm sowie einige Projekte im Recklinghäuser Stadtraum. In der Sparte Musik tritt unter anderem der Musiker Hauschka auf, der gerade mit dem britischen Bafta-Filmpreis für die Filmmusik im Drama „Im Westen nichts Neues“ ausgezeichnet wurde. Hinzu kommen das Auftaktfest am 1. Mai sowie der Ausklang (11.06.) auf dem Grünen Hügel im und rund um das Ruhrfestspielhaus.
Der Kartenvorverkauf beginnt am Donnerstag, 2. März, ab 9 Uhr. Alle weiteren Infos gibt es hier.
jüb/wsp