Polizisten nehmen im Geschichtsort Villa ten Hompel an einer Schulung teil. Foto: Stadt Münster/Patrick Schulte
01.08.2023

Polizeischulungen gegen Rassismus

Im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus setzt die Polizei Münster auf Schulungen im Geschichstsort Villa ten Hompel. 

In den Schulungen in Aus- und Fortbildung, die es bereits seit einigen Jahren gibt, werden die Polizistinnen und Polizisten sowie Studierende der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) in der Villa ten Hompel verstärkt für diese Themen sensibilisiert, so die Stadt Münster. Der jetzt geschlossene Kooperationsvertrag sieht nun vor, dass diese Schulungen regelmäßig stattfinden und somit alle rund 1500 Beschäftigten im Polizeipräsidium Münster in den Geschichtsort kommen sollen. „Die Kooperation hilft uns, unsere Polizistinnen und Polizisten für Angriffe auf die Grundwerte unserer Verfassung zu sensibilisieren“, sagte Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf bei der Unterzeichnung der Kooperation. „Wir leben in unruhigen Zeiten. Viele Menschen machen sich Sorgen um unsere Demokratie. Als Polizei haben wir den Auftrag, unsere Verfassung nicht nur zu schützen, sondern sie aktiv zu verteidigen. Das heißt: Alle Polizistinnen und Polizisten von der Ausbildung bis zur Pensionierung müssen sich tagtäglich dieser Werte bewusst sein.“

Unterzeichneten den Kooperationsvertrag (v.l.): Mike Khunger, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, Bürgermeisterin Angela Stähler, Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf, Christoph Keller, Leiter der HSPV NRW am Standort Münster sowie Stadträtin Cornelia Wilkens und Stefan Querl, Leiter der Villa ten Hompel. Foto: Stadt Münster/Patrick Schulte

Unterzeichneten den Kooperationsvertrag (v.l.): Mike Khunger, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, Bürgermeisterin Angela Stähler, Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf, Christoph Keller, Leiter der HSPV NRW am Standort Münster sowie Stadträtin Cornelia Wilkens und Stefan Querl, Leiter der Villa ten Hompel. Foto: Stadt Münster/Patrick Schulte

In der Vergangenheit hatte es Vorwürfe gegen Polizisten – auch aus Münster – gegeben, sich an Chatgruppen mit rechtsextremen Inhalten beteiligt zu haben. Um dem zu begegnen, hatte Innenminister Herbert Reul bereits im Oktober 2020 eine eigene Stabsstelle für rechtsextremistische Tendenzen in der Polizei NRW beim Innenministerium eingerichtet. Aus deren Arbeit resultiere die Empfehlung, den Dienstunterricht für Polizeidienststellen und Kommissariate im Kontext der demokratischen Resilienz zukünftig gezielt und verbindlich zu berücksichtigen, heißt es weiter.

Rolle der Polizei im NS-Staat

„Mit der Villa ten Hompel haben wir in Münster ein herausragendes Fortbildungsangebot, das dieser Empfehlung mehr als gerecht wird“, sagt Dorndorf. Das Gebäude war während der Diktatur der Nationalsozialisten Sitz der Ordnungspolizei. Heute ist die Villa ein Gedenkort für die Verbrechen von Polizei und Verwaltung im Nationalsozialismus. Sie bietet Raum für Erinnerungskultur und Demokratieförderung. „Wir erleben hier hautnah, was geschieht, wenn alle demokratischen Werte über Bord geworfen werden und eine Diktatur staatliche Institutionen für ihr grauenhaftes Handeln instrumentalisiert. Das macht nachdenklich“, so Dorndorf.

Gegen das Vergessen

Lesen Sie, welche Orte und Menschen die Erinnerung an die Kriegsjahre und die Verbrechen der Nationalsozialisten auch 75 Jahre nach Kriegsende wach halten.

In den Seminaren reflektieren die Teilnehmer die Rolle der Polizei im NS-Staat und die Aufarbeitung der Vergangenheit ihres Berufs. Außerdem setzen sie sich aktiv mit den Werten auseinander, die heute wichtig für ihre Berufsausübung sind. „Es ist richtig und wichtig, dass die Polizei Grund- und Freiheitsrechte schützt. Aber auch, dass diese Rechte in der Polizei fest verankert sind. Die Villa ten Hompel schafft Rückhalt und Räume für die Reflexion zu diesen Herausforderungen“, erklärt der Leiter der Villa ten Hompel, Stefan Querl.

Der Geschichtsort Villa ten Hompel ist bereits seit 199 Forschungs- und Gedenkstätte zugleich. Sie kooperiert mit der Gesellschaft für christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster, mit den Hochschulen der Stadt und weiteren Partnern. Außerdem ist der Geschichtsort Mitglied des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte NRW. 

wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Gesellschaft, Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin