Reformthesen an Kirchentüren
Mit einem bundesweiten Thesenanschlag an Kirchentüren hatte die Reformbewegung „Maria 2.0“ von der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) Reformen eingefordert. Von den Ergebnissen der Konferenz ist die Initiative enttäuscht.
„Die Prozesse dauern einfach zu lange. Die Geduld vieler Gläubiger ist am Ende. Es muss schneller etwas passieren“, resümiert Andrea Voß-Frick von „Maria 2.0“ im Gespräch mit dem WESTFALENSPIEGEL. Vor allem bei der Aufarbeitung der Fälle von sexualisierter Gewalt kämen die Bischöfe nicht wirklich voran. „Was mich dabei am meisten stört: In der Diskussion geht es den meisten Bischöfen darum, die Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherzustellen. Die Frage müsste aber lauten: Wie stellen wir Gerechtigkeit für die Opfer her?“, so Voß-Frick weiter. Außerdem fehle es bisher an einem wirklich erkennbaren gemeinsamen und verbindlichen Vorgehen bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche.
Am Sonntag (21.02.2021) hatte die Reformbewegung, die vor rund zwei Jahren von einigen Frauen in Münster gegründet wurde und inzwischen in ganz Deutschland aktiv ist, in einer bundesweiten Aktion sieben Thesen an den Türen zu katholischen Kirchen angebracht. Eine zentrale Forderung dabei ist die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche. „In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern“, heißt es etwa gleich zu Beginn der Thesen.
Bischof Genn bittet um Geduld
Außerdem kämpfen die Reformerinnen gegen sexuellen Missbrauch, setzen sich dafür ein, dass mehr Macht in der Kirche geteilt wird, engagieren sich gegen das Zwangszölibat und für eine offene Sexualmoral. In einem Interview mit dem WDR verdeutlichte der Münsteraner Bischof Felix Genn, dass diese Themen auf der Tagesordnung des „Synodalen Weg“ seien. Dabei handelt es sich um ein Diskussionsforum, das im Dezember 2019 gestartet wurde und auf zwei Jahre angelegt ist. Genn bat zugleich um mehr Geduld, Veränderungen bräuchten Zeit. Schnelle Entscheidungen würden alle Seiten überfordern.
„Wir haben den Eindruck, dass es beim Synodalen Weg mehr um das Reden als ums Handeln und wirkliche strukturelle Veränderungen geht“, sagt Voß-Frick. Der Prozess schreite nur langsam voran, auch wenn das zum Teil an den Schwierigkeiten liege, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht habe. So sind Treffen oder Kongresse derzeit nur digital möglich. „Es ist aber nicht die Zeit des Redens. Jetzt ist wirklich Zeit zu handeln“, sagt Voß-Frick weiter.
Positiv bewertet Maria 2.0 die Wahl der Theologin Dr. Beate Gilles zur Generalsekretärin der DBK. „Das ist ein positiver, längst überfälliger Schritt. Aber es sollte doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass eine Frau in diese Postion gewählt wird“, so Voß-Frick weiter.
jüb/wsp