Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung dauerhaft höher als vor Corona. Foto: LWL/Haslauer
24.05.2022

Schwierige Jobsuche für Menschen mit Handicap

Die Corona-Pandemie hat die Zahlen der Menschen mit Behinderung ohne Job nach oben schnellen lassen. Im April waren 23.900 Menschen mit Handicap sind in Westfalen arbeitslos. Der LWL fördert ein Pilotprojekt, um mehr Arbeitsstellen für Menschen mit Behinderung zu schaffen.  

Zwischenzeitlich waren sogar über 2500 Menschen mit Handicap mehr arbeitslos als vor der Pandemie. Aktuell sind es trotz leichter Erholung immer noch rund 1200 mehr, teilt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit. „Hier sind weitere Maßnahmen aller Arbeitsmarktakteure gefragt“, sagt LWL-Sozialdezernent Matthias Münning.

Während die Werkstätten für behinderte Menschen gut durch die bisherige Coronazeit gekommen seien, hätten viele Inklusionsbetriebe, also Betriebe in denen Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten und die sich auf dem freien Markt beweisen müssen, große Schwierigkeiten gehabt. Einzelne Betriebe, vor allem im Bereich Hotellerie, Gastronomie und Catering, hatten deutliche Umsatzrückgänge. Die Fixkosten sind aber weiter angefallen. Daher hätten viele Unternehmen Kurzarbeit anmelden müssen, so der LWL weiter.

Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass der Weg in eine Beschäftigung vor allem für Menschen mit Schwerbehinderung schwierig ist. Die im Vergleich niedrigeren Erwerbsquoten von Menschen mit Schwerbehinderungen wiesen darauf hin, dass Inklusion nach wie vor eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, heißt es dort.

LWL fördert Pilotprojekt zu digitalen Assistenzsystemen

Um mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen, fördert der Landschaftsverband ein Pilotprojekt zum Einsatz digitaler Assistenzsysteme wie Kameras, Beamer oder optische Lichtsignale. Diese können die Arbeitnehmer mit Handicap zum Beispiel bei Montage- oder Verpackungsarbeiten unterstützen. Im Pilotprojekt sollen Erfahrungen gesammelt werden, wie die Assistenten im Arbeitsalltag eingesetzt werden können.

Projektpartner von „Omni Assist“ ist die „delta 3 GmbH“ in Lemgo, eine Ausgründung der Technischen Hochschule Ostwestfalen und des Fraunhofer Institutes, heißt es weiter. „Es ist ein Problem, dass auch gut entwickelte Hilfsmittel in der realen Arbeitswelt nicht eingesetzt werden, weil die Erfahrungen fehlen, wie der Transfer in den Arbeitsalltag gelingen kann“, erklärt Münning. Mit „Innovationsgutscheinen“ sollen interessierte Unternehmen für das Projekt gewonnen werden. Dabei analysieren Experten der „delta 3GmbH“ die betrieblichen Bedingungen und machen konkrete Vorschläge, wie das Unternehmen mit digitaler Unterstützung Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung einrichten kann. Sollte das Projekt erfolgreich sein, sollen die Innovationsgutscheine dauerhaft angeboten werden.

wsp

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