22.02.2024

„Sehr ernste Belastung“

Die Möbelindustrie mit zahlreichen Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe leidet unter der Krise im Wohnungsbau. Aufträge für Küchenmöbel sanken im Januar um 14 Prozent.

„Die Krise im Wohnungsbau entwickelt sich für unsere Hersteller zu einer sehr ernsten Belastung“, sagt Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Küchenmöbelindustrie. Das Problem: Die Unternehmen aus dieser Branche profitieren stark von Neubauten. Denn der Bezug einer neuen Wohnung bringt gewöhnlich die Anschaffung einer neuen Küche mit sich und zieht durch daraus folgende Umzüge den Kauf von zwei bis drei weiteren Küchen nach sich, heißt es vom Verband.

Laut einem aktuellen Bericht des Zentralen Immobilien Ausschusses steckt Deutschland derzeit jedoch in einer „schweren Wohnungsbaukrise“. Nachdem im Jahr 2020 bundesweit mehr als 300.000 neue Wohnungen gebaut wurden, fiel die Zahl auf 275.000 im Jahr 2023. Prognosen gehen von 235.000 im laufenden Jahr aus – trotz des von der Bundesregierung angekündigten Ziels von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr. 

Zahlreiche Hersteller in OWL

Die Krise der Möbelindustrie trifft besonders die Region Ostwestfalen-Lippe: Ungefähr Dreiviertel der deutschen Küchenmöbelfabrikanten sitzen in der Region entlang der A2, darunter bekannte Marken wie Nobilia, Nolte, Poggenpohl und SieMatic; hinzu kommen Zulieferer wie die Hettich Unternehmensgruppe aus Kirchlengern. In seiner Jahresbilanz weist das Unternehmen 2023 einen Umsatzrückgang von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Die Zeiten seien „wirtschaftlich herausfordernd“ und „geprägt von explodierenden Baukosten, hohen Zinsen, Inflation und einer allgemeinen Investitionsverunsicherung“, heißt es darin.

Zumal die Küchenmöbelhersteller selbst unmittelbar unter den gestiegenen Energie und Rohstoffpreisen leiden, unter anderem für Holz. Hinzu kommt die schwache Auftragslage. So sanken die Auftragseingänge der Branche im Januar 2024 im Durchschnitt um 14 Prozent, 2023 verzeichnete der Verband einen Rückgang von elf Prozent. „Dieses Absatzminus zeigte bereits im vergangenen Jahr die hohe konjunkturelle Betroffenheit der Branche und spiegelt die angespannte Marktlage deutlich realistischer wider als der vom Statistischen Bundesamt gemeldete Umsatzrückgang von 0,3 Prozent“, so Kurth.

wsp

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