Zahlreiche Kommunen haben die Wassertemperatur in ihren Freibädern gesenkt, um Gas zu sparen. Foto: logi30/pixabay
08.07.2022

Sprung in kaltes Wasser

Kalte Duschen in den Umkleiden, niedrigere Temperaturen in den Schwimmbädern – die Städte in der Region sparen Gas. Sie fordern aber auch Unterstützung von der Politik.

Nachdem die Bundesregierung Ende Juni die Alarmstufe des Notfallplans für die Gasversorgung in Deutschland ausgerufen hat, reagieren die Kommunen mit Sparmaßnahmen. So hat etwa die Stadt Detmold die Beheizung ihrer Freibäder abgeschaltet. „Welche Auswirkungen das auf die Wassertemperatur haben wird, können wir nicht genau sagen“, erklärt Uwe Düker vom Team Sport und Bäder. „Bleibt der Sommer, so wie er gerade ist, dann werden wir wohl auch weiterhin angenehme Badetemperaturen haben. Wird es über eine längere Zeit kalt und regnerisch, dann werden wir das auch in den Schwimmbecken merken.“

Mit diesem Schritt will die Stadt ihren Beitrag leisten, um das Ziel erreichen zu können, in den deutschen Gasspeichern bis November einen Füllstand von 90 Prozent zu erreichen, teilt die Stadt mit. Auch andere Kommunen in der Region sparen mit. In Borken etwa wurde die Raumtemperatur in allen städtischen Liegenschaften auf das notwendige Minimum gesenkt. In den Ferienmonaten gibt es in den Sporthallen kein Warmwasser. Gemeinsam mit den Stadtwerken Borken habe man sich zudem dazu entschlossen, in den beiden Schwimmbädern die Wassertemperatur je nach Becken moderat um ein bis drei Grad abzusenken.

Krisenstab gebildet

Die Stadt Recklinghausen hat einen eigenen Krisenstab „Energie“ gebildet. Darin loten Fachleute der Stadtverwaltung aus, an welchen Stellen und Gebäuden sich mit welchen Maßnahmen möglichst effiziente Einsparungen erzielen lassen, sagt eine Sprecherin. In einem ersten Schritt hatte die Stadt Recklinghausen die Wassertemperatur im Hallenbad abgesenkt. Das hatte zu massiven Protesten von Eltern geführt. Sie beschwerten sich auch über die sozialen Medien, dass ihre Kinder in den Schwimmkursen frieren mussten.

Rettungsschirm gefordert

Angesichts weiter steigender Gaspreise fordern die Städte und Gemeinden Unterstützung in Form eines Rettungsschirms. In einem Interview mit der Rheinischen Post sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds NRW, Christof Sommer: „Die Stadtwerke stehen mit dem Rücken zur Wand. Sie fahren täglich hohe Verluste ein, denn sie müssen Gas zum fünffachen Preis einkaufen, können die Kosten aber nicht an die Endverbraucher weitergeben. Viele Menschen und Unternehmen könnten solche Preise auf Dauer auch gar nicht bezahlen.“ Daher brauche es jetzt dringend Unterstützung. Bisher gebe es für die Stadtwerke keinen Rettungsschirm wie etwa für die großen Energieunternehmen. „Das muss sich ändern. Wenn die Stadtwerke in Not sind, müssen wir ihnen helfen. Es geht um Versorgungssicherheit“, so Sommer.

Auch Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch äußerte sich in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Städtetags NRW in einem Interview mit dem Deutschlandfunk zur Krise: „Es braucht ähnlich wie in der Corona-Zeit ein Insolvenz-Moratorium, beispielsweise Liquiditätshilfen. Das sind alles Themen, die wichtig sind, denn wenn die Stromversorger, wenn die Gasversorger unter Druck geraten und ausfallen sollten, dann können auch Kettenreaktionen entstehen, die wir uns alle nicht vorstellen wollen.“

jüb/wsp

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