Der Waldzustandsbericht weist die stärksten Waldschäden seit 35 Jahren auf. Foto: pixabay
25.11.2019

Waldzustand ist so schlecht wie nie zuvor

Nur jeder fünfte Baum in Nordrhein-Westfalen ist ohne Schaden. Seit Beginn der Erhebungen zum Waldzustandsbericht vor 35 Jahren ist das der schlechteste Wert, der jemals gemessen wurde.

„Die Waldschäden sind sehr besorgniserregend. Die Bewältigung der Generationenaufgabe „Wälder im Klimawandel“ muss jetzt beginnen“, so Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser. 42 Prozent der Bäume  weisen deutliche Schäden der Baumkronen auf und damit noch einmal drei Prozent mehr als vor einem Jahr. „Die Zahlen sind alarmierend“, so Heinen-Esser.

Situation bei Fichten dramatisch

Vor allem den Fichtenbeständen (Waldanteil etwa 30 Prozent) geht es extrem schlecht. Landesweit sind in den ersten neun Monaten des Jahres bereits mehr als zwölf Millionen Kubikmeter Schadholz bei dieser Baumart angefallen. Allein im Regionalforstamt Soest-Sauerland waren es mehr als drei Millionen Kubikmeter Käferholz.

Auch die westfälischen Forstämter Siegen-Wittgenstein, Hochstift und Ostwestfalen-Lippe melden extrem hohe Schadholzmengen. Zu bedenken sei zudem, dass die Borkenkäfer-Schäden voraussichtlich ihren Höhepunkt noch nicht erreicht haben und die Waldböden weiterhin in den tieferen Bodenschichten Feuchtigkeitsdefizite aufweisen, erläuterte Dr. Bertram Leder, Leiter des Zentrums Wald und Holzwirtschaft im Landesbetrieb Wald und Holz NRW.

Schäden durch Hitze, Trockenheit und Schädlinge

Nicht nur Nadel- auch Laubbäumen geht es nicht gut. Nur zwölf Prozent der Eichen im Land zeigen keine nennenswerten Kronenschäden. Das ist der schlechteste Wert aller bisherigen Erhebungen. Insektenfraß zum Beispiel durch den Eichenprozessionsspinner, Dürre, Stürme und Pilzbefall führten zu Dauerstress bei den Bäumen.

Bei den Kiefern sind nur noch elf Prozent der Bäume ohne erkennbare Kronenverlichtung gezählt worden. Einzig bei den Buchen hat es im landesweiten Durchschnitt keine Verschlechterung gegeben. Im Münsterland und in Ostwestfalen-Lippe ist diese Baumart aber durch Trockenheit und Hitze stärker als in anderen Landesteilen in Mitleidenschaft gezogen worden.

Waldfonds soll helfen

„Unser Wald ist krank, er braucht unsere Hilfe im Klimawandel – er braucht Zukunft“, sagte die Umweltministerin. Neben bereits verabschiedeten Paketen und Soforthilfen von Land und Bund in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro schlägt die Ministerin einen NRW-Waldfonds vor. Mit dem Geld dieses Fonds könnten zum Beispiel neue Waldflächen geschaffen werden.

Der NABU forderte in einer Stellungnahem eine „ökologische Waldwende für NRW“. So seien strukturreiche Mischwälder mit verschiedenen Baumarten und Altersstadien besser gerüstet für den Klimawandel als monotone Nadelwaldforste, teilt die Naturschutzorganisation mit.

wsp

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