Der neugestaltete Szenebereich am Bremer Platz ist seit Anfang Januar freigegeben. Foto: Stadt Münster
26.01.2024

„Ziel ist ein Nebeneinander“

Seit 30 Jahren ist der Bremer Platz hinter dem Hauptbahnhof Münster ein Treffpunkt der Drogenszene. Eine Neugestaltung soll helfen, Bedürfnisse von Anwohnern, Pendlern und auch der Szene besser zu vereinbaren. 

Der kürzlich freigegebene Bremer Platz soll als „Best Practice“-Beispiel, also Vorbild, für den Umgang mit der Drogenszene in einer Großstadt dienen. So ist der Platz in drei Zonen gegliedert. Der Bereich für die Szene ist von Stahllamellen umgeben, die als Sichtschutz dienen, gleichzeitig aber Einblick und damit soziale Kontrolle ermöglichen. Neben Grünflächen, Sitzblöcken und Wetterschutzsegeln gibt es eine spezielle Toilettenanlage. Diese ist von einer schneckenförmigen, anderthalb Meter hohen Metallwand umgeben und nicht abschließbar. „Auf diese Weise sollen Drogenhandel und Konsum, wie es sie in der früheren WC-Anlage auf dem Bremer Platz gegeben hat, vermieden beziehungsweise besser kontrollierbar werden“, heißt es von der Stadt Münster.

Kultur und Sport sollen Platz beleben

Der Bremer Platz soll in Zukunft jedoch nicht ausschließlich ein Szeneort sein. Mit Wegen, Sitzgelegenheiten und einem Brunnen soll der Platz als Verbindung zum nahe gelegenen Wohnviertel dienen. Im südlichen Bereich plant die Stadt eine offene Anlage für Kraft- und Ausdauersport. Kleine Kultur- oder Sportveranstaltungen sind vorgesehen, um diesen Ort zu beleben. Im Idealfall soll dies auch zu einer sozialen Kontrolle des Szenebereichs führen, erklärt Judith Döpker vom Quartiersmanagement Bremer Platz. „Die Bedürfnisse rund um den Bremer Platz sind sehr unterschiedlich. Unser Ziel ist ein gutes Nebeneinander“, sagt sie. Diese Aufteilung ist das Ergebnis eines langen Prozesses. Seit 2018 findet regelmäßig ein „runder Tisch“ zum Bremer Platz statt, an dem unter anderem Anwohner, Kirchen, Schule und Kaufleute sowie auch Vertreter der Szene ihre Anliegen einbringen können. In einem Werkstattverfahren flossen die unterschiedlichen Vorstellungen in die Planung ein.

Denn die Herausforderungen und Konflikte an diesem Ort sind groß. Seit Sommer 2022 präsentiert sich die Ostseite des Hauptbahnhofs mit Gastronomie, Einzelhandel und Hotel sowie 300 Wohnungen runderneuert. Unter dem Namen „Hansator“ hat sich die Bahnhofsrückseite schick gemacht, nur wenige Meter entfernt ist aber der Bremer Platz mit seinen Problemen geblieben Seit einigen Jahrzehnten ist dort ein Treffpunkt von Drogensüchtigen, Alkoholabhängigen sowie Menschen ohne festen Wohnsitz. Im Umfeld befinden sich soziale Einrichtungen wie die Drogenhilfe Indro. Seit dem Umbau der Bahnhofsrückseite verlagerte sich diese Szene teilweise ins Umfeld. Im „Hansaviertel“ leben unter anderem Familien und Studierende, es gibt eine Schule und Büros sowie Gastronomie und Handel. Anwohner wie auch Geschäftsleute und Passanten waren durch Drogenhandel und -konsum, Verschmutzungen und Belästigungen belastet. Ein Übergangsstandort für die Szene konnte nur eine gewisse Abhilfe schaffen; dieser wird nun abgebaut.

Stahllamellen umschließen fast den gesamten Szenebereich am Bremer Platz und dienen als Sichtschutz. Foto: Stadt Münster

Stahllamellen umschließen fast den gesamten Szenebereich am Bremer Platz und dienen als Sichtschutz. Foto: Stadt Münster

Mit der Freigabe des Bremer Platzes soll dort nun ein Neustart gelingen. „Wir befinden uns hier im Bahnhofsviertel“, stellt die Quartiersmanagerin Judith Döpker klar. „Die Szene ist Teil dieses Quartiers. Es geht nun darum, die Belastungen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Es soll keine Angsträume geben.“ Eine Herausforderung dabei ist, ob die Suchtkranken den neugestalteten Platz akzeptieren. Daher werde die Übergangsfläche erst nach und nach geschlossen, heißt es von der Stadt. Eine gemeinsame Müll-Sammelaktion sowie ein Auftritt des Poetry Slammers Andi Substanz aus dem Hansaviertel sollen hier Impulse setzen.

Die Neugestaltung des Bremer Platzes gelte bereits jetzt als Ideengeber für andere Städte, berichtet Judith Döpker. Diese hätten sich bereits über das Projekt informiert. Die Frage, wie Szene, Wohnen und urbanes Leben miteinander vereinbart werden können, beschäftigt schließlich zahlreiche Großstädte in NRW und darüber hinaus.

aki, wsp

 

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