Die Waldbrandgefahr ist vor allem in den Nadelwäldern extrem hoch. Symbolbild: pixabay
19.07.2022

Wald in Gefahr

Trockenheit und Hitze haben in den vergangenen Tagen auch in Westfalen Waldbrände entfacht. In Sundern und bei Iserlohn standen Wälder in Flammen, bei Höxter brannte ein Getreidefeld, auch im Kreis Recklinghausen musste die Feuerwehr ausrücken.

Am Dienstag hatte die Landesregierung die höchste Waldbrandgefahrenstufe ausgerufen. Für einige Regionenwurden daraufhin Überwachungsflüge angeordnet. Vor allem in den Regierungsbezirken Detmold und Arnsberg waren Flugzeuge mit Fachleuten an Bord unterwegs, um Brände möglichst frühzeitig zu erkennen. Die Regenfälle in der Nach von Mittwoch auf Donnerstag brachten vielerorts zunächst etwas Entspannung.

Im Regierungsbezirk Detmold standen Gebiete rund um die Senne, große Moorflächen sowie alle Waldgebiete in Ostwestfalen-Lippe unter besonderer Beobachtung. Ziel der Überwachungsflüge sei es, Informationen über Feuer in einem Wald oder Graslandgebiet möglichst schnell zu den jeweiligen Feuerwehrleitstellen der Kreise zu bekommen, so die Bezirksregierung Detmold. „Zeit ist bei Waldbränden ein kritischer Faktor“, erläutert Philipp Mantel, Leiter des Dezernats für Gefahrenabwehr der Bezirksregierung. Das speziell geschulte Flugpersonal könne Brände sehr früh erkennen und die Einsatzkräfte zügig aus der Luft zum Brandort leiten. Je schneller die Löscharbeiten beginnen, desto geringer ist der Schaden für Umwelt, Forstwirtschaft und Bevölkerung, heißt es weiter.

„Überwachungsflüge über Ostwestfalen-Lippe am Dienstag und Mittwoch sollen helfen, mögliche Waldbrände möglichst früh zu erkennen. Das Bild zeigt eine Brandsimulation im Münsterland zu Ausbildungszwecken. Foto: Philipp Mantel, Bezirksregierung“

Überwachungsflüge sollen helfen, mögliche Waldbrände möglichst früh zu erkennen. Das Bild zeigt eine Brandsimulation im Münsterland zu Ausbildungszwecken aus dem vergangenen Jahr. Foto: Philipp Mantel, Bezirksregierung“

„Wir erleben wieder einen extremen Sommer. Es ist viel zu trocken und auch zu heiß“, sagt Susanne Hoffmann, Leiterin der Forstabteilung beim Landesverband-Lippe. Vor allem in den Nadelwäldern ist die Situation angespannt. „Dort liegt oft noch viel abgestorbenes und sehr trockenes Material, das sich leicht entzünden kann“, sagt Hoffmann. Grund dafür ist der starke Befall der Nadelwälder durch den Borkenkäfer in den vergangenen Jahren.

Feuerwehr musste bereits ausrücken

Am Dienstag erreichte der vom Deutschen Wetterdienst erstellte Waldbrandgefahrenindex (WBI) in Nordrhein-Westfalen erstmals in diesem Jahr flächendeckend die Warnstufe 4 von 5. Regional, vor allem für einige Kreise in Ostwestfalen, wurde die höchste Warnstufe erreicht. Die Regenfälle von Donnerstag entspannen die Situation nur kurzzeitig. „Wir müssen abwarten, wie viel Regen tatsächlich fällt“, so Hoffmann weiter. Insgesamt seien die Oberböden und die Humusschichten in den Wäldern aber so trocken, dass es nachhaltige Regenfälle bräuchte, um sie ordentlich zu durchfeuchten. „In Zeiten des Klimawandels müssen wir uns auf trockene, heiße Phasen einstellen. Die Waldbrandvorsorge wird zunehmend bedeutender“, sagt auch Hartwig Dolgner, Waldbrandexperte bei Wald und Holz Nordrhein-Westfalen.

Der Wald im Klimastress

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Im Sauerland bei Sundern brannte am Montag ein größeres Waldstück. Im Kreis Höxter stand ein Getreidefeld in Flammen. Im Kreis Recklinghausen musste die Feuerwehr am Wochenende bereits zu zehn Flächenbränden ausrücken, teilt der Kreis mit. In Iserlohn brach am Mittwoch ein Feuer im Wald aus. Der Brand breitete sich rasend schnell aus und umfasste im Laufe des Tages eine Größenordnung von 14 Hektar. In der Spitze waren dort mehr als 450 Kräfte von Feuerwehr, Polizei sowie die Hilfsorganisationen von DRK und THW im Einsatz, bis der Waldbrand vollständig unter Kontrolle war.

Um Brände zu vermeiden, gibt Kreisbrandmeister Robert Gurk aus Recklinghausen wichtige Hinweise: „Im Wald oder in einem Abstand von weniger als einhundert Metern zum Waldrand darf kein Feuer angezündet oder gegrillt werden. Leicht entzündliche Stoffe dürfen dort nicht gelagert sein. Und auch das Rauchen im Wald ist grundsätzlich verboten.“ Auch Städte und Kreise im Sauerland, im Münsterland oder im Ruhrgebiet mahnen zur Vorsicht beim Besuch in den Wäldern.

Die Feuerwachtürme des RVR in der Haard sind in diesen Tagen wieder besetzt. Foto: RVR/Soria

Die Feuerwachtürme des RVR in der Haard sind in diesen Tagen wieder besetzt. Foto: RVR/Soria

Um das Risiko eines großen Waldbrandes zu verringern, sind auch die drei Feuerwachtürme Rennberg und Farnberg in der Haard (Waldgebiet bei Haltern am See) sowie der Galgenberg in der Hohen Mark besetzt, teilt der Regionalverbandes Ruhr (RVR) mit. Auch dort haben durch die sehr trockenen vergangenen Monate die Wasservorräte der Waldböden und der Vegetation stark abgenommen, heißt es weiter. Die Experten weisen darauf hin, dass trockene Wiesen und Felder, Straßengräben und Böschungen momentan ebenfalls leicht entzündlich sind. Selbst der heiße Katalysator eines PKW könne trockenes Gras beim Parken auf dürren Flächen in Brand setzen.

jüb/wsp

Weitere Informationen zum Thema Waldbrandgefahr gibt es auf der Internetseite von Wald und Holz NRW.

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