Antisemitismus sichtbar machen
Sportvereine sollen mit Hilfe eines auf der Website installierten Meldebuttons antisemitische Vorfälle registrieren können. Damit soll Antisemitismus sichtbarer werden.
Hierzu können die Vereine einen entsprechenden Link, symbolisiert durch eine Schiedsrichterpfeife, auf der Startseite installieren. Klickt der Nutzer auf dieses Symbol, gelangt er zu einer Eingabemaske und kann einen entsprechenden Vorfall unkompliziert melden. Als einer der ersten Clubs will Borussia Dortmund den Button auf der Website etablieren.
Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. (RIAS) und „Zusammen1“ von Makkabi Deutschland wollen mit der Aktion antisemitische Vorfälle im Sport flächendeckend erfassen. Ziel sei die Förderung eines Umfelds, in dem sich alle sicher und akzeptiert fühlen, so Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland. Deutschlandweit kommt es regelmäßig zu antisemitischen Vorfällen auf den Sportplätzen und in deren Umfeld. So auch vor dem Fußball-Zweitligaspiel zwischen Schalke 04 und dem FC Magdeburg in Gelsenkirchen vor einigen Wochen. Dort hätten Magdeburger Fans eine S-Bahn angegriffen und nach Angaben von Zeugen unter anderem „Schalker Juden“ skandiert, so ein Sprecher des RIAS.
Dunkelfeld aufhellen
Antisemitismus, Hass auf Juden, sei weit verbreitet und präge den Alltag von Jüdinnen und Juden – auch im Sport, heißt es auch von den Initiatoren des Meldebuttons. Die antisemitischen Schmierereien, Beleidigungen und Angriffe, die von RIAS-Meldestellen dokumentiert wurden, bilden aber nur einen Bruchteil dessen ab, was auf den Sportplätzen passiere, heißt es weiter. Das Dunkelfeld sei groß, ergänzt ein Sprecher von Zusammen1, einer Initiative, die sich gegen jede Art von Diskriminierung wendet und beim jüdischen Sportverband Makkabi Deutschland angesiedelt ist. In das Dunkelfeld soll die neue Initiative Licht bringen.
Als einer der ersten Vereine will Borussia Dortmund den Meldebutton auf seiner Website installieren. Der Club engagiert sich schon seit vielen Jahren in Erinnerungsprojekten zum Holocaust und setzt sich mit Antisemitismus und jüdischem Leben in Deutschland auseinander. „Der Meldebutton gegen Antisemitismus ist eine wichtige Initiative, da erstmals bundesweit Fälle aus dem Sport erfasst werden und eine direkte Hilfestellung angeboten wird. Gleichwohl darf die Arbeit gegen Antisemitismus nie nur die Reaktion auf negative Vorfälle sein“, sagte der Geschäftsführer des Proficlubs bei der Vorstellung des Buttons in Dortmund Carsten Cramer.
Zahl antisemitischer Vorfälle gestiegen
Doch nicht nur Proficlubs, auch Amateur- und Breitensportvereine können mitmachen. Zudem sind auch Verbände und Fanorganisationen eingeladen, den Button auf ihren Websites zu installieren. Bisher seien die Meldestrukturen kaum bekannt. Der Button soll das vereinfachen. „Nur wenn wir das Ausmaß antisemitischer Vorfälle kennen, können wir wirksame Strategien im Sport entwickeln“, sagt Luis Engelhardt, Projektleiter von Zusammen1.
Die Vorstellung des Buttons fällt in eine Zeit, da antisemitische Vorfälle in Deutschland wieder deutlich zunehmen. Seit dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober wurden an zahlreichen Rathäusern Israelfahnen gestohlen, verbrannt oder zerrissen, die dort als Solidaritätsbekundung gehisst worden waren. Bisher bekannt seien mehr als 50 Fälle heißt es aus dem NRW-Innenministerium, betroffen waren unter anderem die Städte Recklinghausen und Witten. Zudem hat die die Polizei in NRW bislang über 310 Straftaten im Zusammenhang mit den Terroranschlägen gegen den Staat Israel registriert. Darunter zahlreiche antisemitische Vorfälle aber auch Angriffe auf Moscheen.
Erklärung der LWL-Abgeordneten
Unterdessen bekunden Städte, Verbände und andere Organisationen weiter ihre Solidarität mit Israel. So haben die Abgeordneten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) „allen jüdischen Menschen uneingeschränkte Solidarität und volle Unterstützung“ zugesagt. Eine entsprechende Erklärung hat der LWL-Landschaftsausschuss bei einer Gegenstimme (Linke) und einer Enthaltung (AfD) abgegeben.
Nach den Terrorangriffen der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel gibt es eine große Welle der Solidarität in der Region. Zugleich wächst in Westfalen die Sorge vor antisemitischen Übergriffen. Lesen Sie mehr
Man verurteile den grausamen Akt der Aggression der Hamas, heißt es darin: „Unser Mitgefühl gilt den Opfern und Angehörigen dieses brutalen und menschenverachtenden Terroraktes. Wir stehen fest an der Seite Israels und der israelischen Freundinnen und Freunde in Westfalen-Lippe und ganz Deutschland.“ Zudem bekenn man sich zum Existenzrecht Israels und verurteile die antisemitischen und israelfeindlichen Demonstrationen und Ausschreitungen in Deutschland und anderswo:. „Wer Jüdinnen und Juden angreift, wer sie beleidigt oder verletzt, der greift uns alle an. Dem treten wir in Westfalen-Lippe entschieden entgegen.“
Jürgen Bröker, wsp