Die Gedenkstätte "Stalag 326" ist zurzeit noch in einer Baracke des früheren Stammlagers untergebracht. Foto: Dokumentationsstätte Stalag 326/OliverNickel
29.06.2020

Bund soll Gedenkstätte fördern

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bemüht sich beim Bund um eine Förderung für eine geplante Gedenkstätte zum „Stalag 326“ in Schloß Holte-Stukenbrock.

Zusammen mit Partnern will der LWL in Stukenbrock-Senne (Kreis Gütersloh) am Ort des ehemaligen Stammlagers „Stalag 326″ eine „Gedenkstätte mit nationaler Bedeutung“ errichten. Das Land NRW, der Kreis Gütersloh, die Stadt Schloß Holte-Stukenbrock und der Stalag-Förderverein unterstützen das Projekt. Grundlage des Antrags auf Förderung beim Bund im Herbst 2020 ist eine Machbarkeitsstudie, die derzeit das Atelier Brückner aus Stuttgart erstellt.

Das „Stalag 326″ war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art im Deutschen Reich und zentrale Drehscheibe für die Versorgung mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und in Fabriken in Westfalen und im Rheinland. „Die Geschichte des Stammlagers 326 ist eine Geschichte der massenhaften, menschenverachtenden Ausbeutung sowjetischer Kriegsgefangener“, sagte LWL-Direktor Matthias Löb vor dem LWL-Landschaftsausschuss, der sich für die Antragstellung beim Bund aussprach.

200.000 Besucher pro Jahr erwartet

Laut LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger wird der Bau der Gedenkstätte nach den bisherigen Vorstellungen rund 60 Millionen Euro kosten, der Betrieb rund 5,6 Millionen Euro im Jahr. Das sei „absolut im Rahmen vergleichbarer Gedenkstätten nationaler Bedeutung“, sagte Rüschoff-Parzinger. „Hier soll ein herausragender Ort der Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit während der Nazi-Zeit entstehen.“ Man rechne mit bis zu 200.000 Besuchern pro Jahr.

In einem Zwischenbericht zur Machbarkeitsstudie, den das Atelier Brückner dem Landschaftsausschuss vorlegte, ist für die Gedenkstätte ein Neubau mit 3825 Quadratmetern Nutzfläche vorgesehen, der ein Besucherzentrum mit Ausstellung sowie Räume für Veranstaltungen, Seminare, Forschung und Verwaltung aufnehmen soll. Ein besonderes Gewicht soll in der Gedenkstätte auf Fotos und Filme gelegt werden, von denen es viele zum Stalag gibt. Auch die digitale Vermittlung soll eine große Rolle spielen.
wsp
Ein Beitrag zur Geschichte des „Stalag 326“ und zur heutigen Gedenkstätte ist im Heft 1/2020 des WESTFALENSPIEGEL in der Serie „Erinnerungsorte“ erschienen. Online finden Sie den Beitrag hier.

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