Ein "Stolperstein" in Hamm für Pater Bernhard Ketzlick. Foto: Kiehl
24.01.2022

Digitale Stolpersteine

Die rund 15.000 Stolpersteine in Nordrhein-Westfalen stehen im Mittelpunkt des neuen WDR-Angebots „Stolpersteine NRW – Gegen das Vergessen“. Per Smartphone-App und über eine Website werden die Geschichten der Menschen lebendig, an die die Steine des Künstlers Gunter Demnig erinnern.

Mit der App erfahren Smartphone-Nutzer zu jedem Stein, vor dem sie stehen, welcher Mensch sich dahinter verbirgt. Auf Basis von Namen oder Adressen lassen sich die Stolpersteine gezielt finden. Auf der Internetseite stolpersteine.wdr.de kann am PC in der Datenbank recherchiert werden. Mehr als 15.000 Biografien von Opfern des NS-Terrors können auf diesen Wegen durchsucht werden. Interessierte können Texte, Fotos, Audios, Illustrationen und Augmented-Reality-Elemente nutzen.

„Wir dürfen die Menschen, an deren furchtbares Leid mit den Stolpersteinen erinnert wird, niemals vergessen. ,Stolpersteine NRW‘ regt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Opfern des Nationalsozialismus vor der eigenen Haustür und im ganzen Land an“, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow. 

Anfang 2020 hatte der WDR alle Städte und Gemeinden, in denen seit den 1990er Jahren die Messingtafeln in den Bürgersteigen verlegt worden sind, kontaktiert. Gemeinsam mit Experten aus mehr als 200 Kommunen, Initiativen und Aktionsbündnissen wurden Archive durchforstet, historische Dokumente gesichtet, Berichte von Überlebenden ausgewertet und Quellen abgeglichen. Der Sender hat die Informationen gesammelt und multimedial aufbereitet.

Josef und Friederike Rosenmeyer lebten in Unna. Noch im hohen Alter mussten sie antisemitischen Hass und Vertreibung erleiden. Foto: Kreisarchiv Unna

Josef und Friederike Rosenmeyer lebten in Unna. Noch im hohen Alter mussten sie antisemitischen Hass und Vertreibung erleiden. Foto: Kreisarchiv Unna

Das im Jahr 2000 offiziell gestartete Projekt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig gilt als größtes dezentrales Mahnmal der Welt. In hunderten Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas erinnern Stolpersteine vor den früheren Häusern von NS-Opfern an den Holocaust. Am 28. Januar verlegt Demnig sechs Stolpersteine für die drei Unnaer Ehepaare Reifenberg, Rosenmeyer und Rosenbaum, die verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.

wsp

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