Fichtenreinkulturen wie diese im Wald bei Arnsberg stehen in Westfalen vor dem Aus. Foto: Jürgen Bröker
08.12.2020

Hilfe für den Wald

Rückblick 2020: So schlecht wie im Jahr 2020 ging es dem Wald noch nie. Hitze, Trockenheit und Schädlinge haben ihm zugesetzt, zeigt der Waldzustandsbericht.

Vor allem die Fichte weist erhebliche Schäden auf. „Von 2018 bis 2020 kam es infolge der aufeinanderfolgenden Hitze- und Dürrejahre und des anschließenden Borkenkäferbefalls zu einer rasant zunehmenden Verschlechterung des Zustands“, heißt es im Waldzustandsbericht NRW. Dadurch seien die Fichten im Tiefland 2020 nahezu komplett ausgefallen, in Westfalen waren vor allem das Weserbergland und das nördliche sowie westliche Sauerland betroffen.

Doch auch andere Baumarten wie die Buche leiden unter den Bedingungen der vergangenen Jahre. Insgesamt sei der Zustand der Wälder in NRW so schlecht wie nie zuvor. 44 Prozent der Bäume (Vorjahr 42) weisen eine deutliche Kronenverlichtung auf – so viele waren es seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1984 noch nie.

Mehr als zehn Prozent der Fichten abgestorben

Auch die sogenannte Absterberate hat sich deutlich verschlechtert, der langjährige Mittelwert über alle Baumarten lag bis 2018 bei 0,21 Prozent. Die Jahreswerte schwankten zwischen 0,07 Prozent und 0,44 Prozent. Schon im vergangenen Jahr war der Anteil sprunghaft auf 2,4 Prozent gestiegen, heißt es in dem Bericht. 2020 lag dieser Wert bei 3,98 Prozent. Allein 10,53 Prozent der Fichten starben im laufenden Jahr ab. Das entspricht dem 60-fachen Wert des langjährigen Mittels.

Hitze, Trockenheit und der Borkenkäfer haben dem Wald in Westfalen zugesetzt. Vor allem die Fichtenbestände im Sauerland und in Ostwestfalen-Lippe sind betroffen. Foto: Bröker

Hitze, Trockenheit und der Borkenkäfer haben dem Wald in Westfalen zugesetzt. Vor allem die Fichtenbestände im Sauerland und in Ostwestfalen-Lippe sind betroffen. Foto: Bröker

Im Sauerland, aber auch in Ostwestfalen-Lippe sind zahlreiche Flächen kahl. Die Aufforstung ist eine große Aufgabe. Die aktuelle Bewältigung der Waldschäden und der Aufbau klimafester Wälder habe für die Landesregierung höchste Priorität, teilt das Landesumweltministerium mit.

Fast 3500 Förderanträge

Das Land hat ein Wiederbewaldungskonzept aufgestellt. Darin ist geregelt, dass die Entwicklung von vielfältigen und klimastabilen Mischwäldern gefördert werden soll. Diese seien wichtig für die Artenvielfalt und tragen gleichzeitig zu einer Risikominimierung für die Waldbesitzer bei, heißt es. „Wir müssen feststellen, dass der Klimawandel schneller ist, als stabile Mischwälder entstehen. Und daher müssen wir gegensteuern. Nadelholz-Monokulturen haben keine Zukunft. Natur ist bunt und vielfältig. So müssen auch unsere Wälder sein“, sagte Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser.

Der Bedarf an Förderung ist in NRW groß: Die 36 Millionen Euro, die die Landesregierung in diesem Jahr als Fördermittel im Rahmen der Extremwetter-Richtlinie zur Verfügung gestellt hat, sind bereits weitestgehend ausgeschöpft. Insgesamt richteten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer vom 1. Januar bis zum 1. Dezember 2020 im Rahmen der Extremwetter-Richtlinie 3.441 Förderanträge im Volumen von rund 59 Millionen Euro an das Land. Nach Plänen der Landesregierung sollen im kommenden Jahr allein im Rahmen der Extremwetter-Förderung über 75 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.

wsp

Mehr dazu erfahren Sie auch in unserem Dossier Der Wald im Klimastress.

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