Der Einzelhandel darf ab dem 20. April eingeschränkt öffnen. Foto Erwin Lorenzen / pixelio.de
16.04.2020

IHKs zu Corona-Krise: „Knock-out droht“

Die Wirtschaft in Westfalen begrüßt die ersten Schritte zur Lockerung der Einschränkungen in der Corona-Pandemie. Es gibt aber auch deutliche Kritik.

Buchläden, Autohäuser und der Fahrradhandel dürfen ab Montag (20.4.2020) wieder öffnen, genauso wie andere Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von weniger als 800 Quadratmetern. Außerdem gibt es in NRW einige Sonderreglungen, die es unter anderem Einrichtungshäusern ermöglichen, zu öffnen.

Die Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen sei ein wichtiges Signal für die regionale Wirtschaft, sagte Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord mit Sitz in Münster. Gleichzeitig mahnte er an, dass schnell weitere Schritte folgen müssten, wenn die gesundheitspolitische Lage dies zulasse. Kritisch wird sowohl bei der IHK Nord als auch bei der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld die Begrenzung der Verkaufsfläche gesehen. „Auch in größeren Handelsunternehmen über 800 Quadratmetern können mit baulichen Vorkehrungen wirksame Schutz- und Hygienemaßnahmen umgesetzt werden“, der Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwestfalen, Thomas Niehoff. Auch im Tourismus- und Gastgewerbe gebe es seiner Überzeugung nach Spielraum für Geschäftsmodelle mit reduziertem Kontaktrisiko, zum Beispiel über Mindestabstände in Restaurants oder im Kassenbereich. 

„Intelligente und kreative Lösungen“

Die IHK Mittleres Ruhrgebiet fordert flexiblere Lösungen von der Politik. Der Shutdown drohe zu einem „Knock-out für die Wirtschaft zu werden“, heiß es in einer Mitteilung. Mehr als jedes vierte Unternehmen im mittleren Ruhrgebiet bange nur vier Wochen nach Beginn der Zwangsmaßnahmen um seine Existenz. Ohne finanzielle Unterstützung des Staates gehen 27 Prozent der Unternehmen in Bochum, Herne, Witten und Hattingen davon aus, dass sie den Shutdown nicht überstehen werden, zeige eine Umfrage der IHK, an der sich 478 Firmeninhaber beteiligt haben.

Die Entscheidungen der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten seien angesichts dieser Situation zu zaghaft, sagt Hauptgeschäftsführer Eric Weik. Der Bielefelder IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé mahnt intelligente und kreative Lösungen an: „Wir brauchen einen klaren Plan, die in die Knie gehende Wirtschaft wieder hoch zu fahren. Wenn die Unternehmen keine Umsätze machen dürfen, werden ihnen Soforthilfen, Kredite und Bürgschaften auch langfristig nicht helfen können.“

Handwerkskammer: „Entscheidung mit Augenmaß“

Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, bezeichnete den Bund-Länder-Beschluss als „verantwortungsvolle Entscheidung mit Augenmaß“. Es sei wichtig, das Wirtschaftsleben nun schrittweise wieder hochzufahren, wo es vertretbar sei. Nun müsse die Politik sicherstellen, dass die erforderliche Schutzausrüstung zur Verfügung stehe. Schröder betonte, dass viele Handwerksbetriebe in der Corona-Krise zur Versorgungssicherheit beitrügen. Der Kammerpräsident appellierte daher an private Kunden und öffentliche Auftraggeber, die Betriebe durch Aufträge zu unterstützen: „Damit helfen Sie den Unternehmen vor Ort am meisten.“

wsp

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