Der Wolf breitet sich in Westfalen weiter aus. Foto: pixabay
21.09.2023

Neue Wolfsgebiete in Westfalen

Tierhalter in Teilen des Westmünsterlands, des Märkischen Sauerlandes und des Kreises Minden-Lübbecke können nun Fördergelder für Schutzmaßnahmen zur Abwehr des Wolfes beantragen. Das Land hat dort Wolfsgebiete ausgewiesen beziehungsweise erweitert. 

Damit erhalten Landwirte, die ihre Weidetiere schützen wollen, Fördergelder für die Errichtung neuer und höherer Zäune. In den Wolfsgebieten selbst wird auch die Anschaffung sogenannter Herdenschutzhunde bezuschusst. Allerdings: Nur wenn Landwirte ihre Schafe, Ziegen, Pferde und Kühe ausreichend geschützt haben, erhalten sie in diesen Gebieten auch die volle Entschädigung, wenn ein Wolf ihre Tiere gerissen hat.

Das Fördergebiet Dümmer-Geest-Niederung, das zu großen Teilen in Niedersachsen liegt, wird um den Kreis-Minden-Lübbecke erweitert, teilt des NRW-Umweltministerium mit. Neu ist das Fördergebiet „Märkisches Sauerland“, das Städte im Kreis Olpe und im Märkischen Kreis einschließt. Die Pufferzone reicht bis in den Hochsauerlandkreis und auf das Stadtgebiet von Hagen. Das bestehende Wolfsgebiet Schermbeck wird um Teile des Münsterland erweitert. Zukünftig sind die Städte Coesfeld und Dülmen erstmalig Bestandteil der neuen Förderkulisse, heißt es vom Land. Zusammen mit der umliegenden Pufferzone erstreckt sich dieses Gebiet nun auf einer Fläche von rund 4000 Quadratkilometern. Auch in den Pufferzonen fördert das Land die Anschaffung von speziellen Herdenschutzzäunen.

Diskussion um Abschuss von „Problemwölfen“

Im Wolfsgebiet Schermbeck kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Nutztierrissen, weshalb dort seit langem eine hitzige Diskussion um einen möglichen Abschuss der Wölfin „Gloria“ geführt wird, die dort mit ihrem Rudel ansässig ist. Zuletzt hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke vorgeschlagen, den Abschuss von Wölfen zu erleichtern, die mehrfach Nutztiere gerissen haben. „Wir müssen aber auch zu praxisgerechteren Regelungen im Umgang mit problematischen Wölfen kommen. Daher begrüße ich die Initiative des Bundes. Wir haben es mit einzelnen Tieren zu tun, die sehr geschickt Herdenschutzmaßnahmen überwinden. Dagegen müssen wir etwas tun, um die Akzeptanz für den Wolf insgesamt zu erhalten“, so NRW-Umweltminister Oliver Krischer.


Seit 2018 gibt es in Nordrhein-Westfalen ein Wolfsgebiet. Damals wurde die Wölfin „Gloria“ rund um Schermbeck sesshaft. In unserem Dossier „Der Wolf in Westfalen“ erfahren Sie mehr über Wolfsgebiete, Schutzmaßnahmen und den Wolf als größten Beutegreifer in Westfalen.
Lesen Sie hier unser Dossier


Die Naturschutzverbände lehnen eine generelle Bejagung des Wolfes mit Hinweis auf den strengen Schutzstatus des größten Beutegreifers in den deutschen Wäldern ab. Doch sieht auch der Landesverband NRW des Naturschutzbund Deutschland (NABU) Verbesserungspotential: In berechtigten Fällen, etwa wenn ein Wolf guten Herdenschutz überwindet, müsse eine Entnahme effizient möglich sein, sofern es keine andere praktikable Alternative gibt, heißt es vom NABU NRW.

Landwirte stellen Forderungen an die Politik

Mit Blick auf die neuen Wolfsgebiete fordert der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband die Politik auf, unter anderem den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes festzustellen und eine darauf aufbauende Entnahmequote zu vereinbaren. Außerdem sei die Schaffung einer rechtlichen Grundlage für ein regional differenziertes Bestandsmanagement wesentlich. „Der zunehmende Herdenschutz ist problematisch, weil er grundsätzlich keine Problemlösung darstellt. Das Interesse der Landwirtschaft liegt nicht primär in der Entschädigung im Falle von Wolfsrissen, sondern zuvorderst im Schutz der Tiere. Wölfe überwinden Herdenschutzmaßnahmen sehr geschickt. Trotz aller ergriffenen Maßnahmen sind unsere Weidetierhalter in großer Sorge um ihre Tiere, da ein sicherer Schutz vor Wölfen nicht sichergestellt werden kann“, sagt WLV-Präsident Hubertus Beringmeier.

In Nordrhein-Westfalen wurden im Monitoringjahr 2022/2023 fünf besetzte Wolfsterritorien registriert (Schermbeck, Leuscheid, „Hohe Mark“, „Dämmerwald“ und „Ebbegebirge“). Damit lebt in NRW rund ein Prozent des deutschlandweiten Wolfsbestandes, so das Land.

jüb, wsp

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