Illustration der Droste-Gesellschaft zum 225. Geburtstag der Annette von Droste-Hülshoff; Copyright: Maximiliane Spieß
07.01.2022

„Revolutionärin der deutschen Sprache“

Annette von Droste-Hülshoff wäre am 10. Januar 225 Jahre alt geworden. Szenische Lesungen und Literaturprojekte nähern sich zum Jubiläum dem Leben und Werk. Eine Briefmarke würdigt Westfalens berühmteste Dichterin.

„Wäre Annette von Droste-Hülshoff nur eine Aristokratin aus westfälischer Familie gewesen, die ihre Rolle erfüllt hätte, katholisch und konservativ wie ihre Verwandtschaft, dann würde heute wohl niemand ihrer gedenken. Dass es anders kam, lag daran, dass sie sich den engen Vorgaben ihres Standes entzog. Sie wurde – zunächst im Verborgenen – eine Revolutionärin der poetischen Sprache.“ Diese Worte schreibt Dr. Jochen Grywatsch, zweiter Vorsitzender der Droste-Gesellschaft anlässlich des „Sonderpostwertzeichens“ zum 225. Geburtstag Annette von Droste-Hülshoffs (1797-1848). Die Marke hat einen Wert von 70 Cent und ist seit dieser Woche erhältlich. Pandemiebedingt musste die Droste-Gesellschaft die feierliche Matinee zum Geburtstag ihrer Namenspatronin im Erbdrostenhof nun verschieben – wohl auf den Frühsommer. Ganz ausfallen muss dagegen die große Festveranstaltung mit dem Bundesfinanzministerium sowie der Droste-Stiftung zur Präsentation der Sonderbriefmarke und der Münze, die eigentlich für den 10. Januar geplant war.

Lesungen im Theater Münster

Eine Veranstaltungsreihe der Droste-Gesellschaft im Theater Münster kann voraussichtlich aber stattfinden. Teile des dramatischen Schaffens und markante Korrespondenzen der Poetin werden mit Ensemblemitgliedern und Schauspielern der freien Szene auf die Bühne gebracht. Am 27. Januar wird unter dem Titel „Schriftstellern ums liebe Brot“ das einzige, zum Abschluss gekommene dramatische Werk der Droste vorgestellt: die Satire „Perdu! Oder Dichter, Verleger und Blaustrümpfe“ von 1840. Das unvollendete Trauerspiel „Bertha oder die Alpen“ steht im Mittelpunkt einer szenischen Lesung am 3. Februar. Es fokussiert die Rolle der Frau in Familie und Gesellschaft. Um die Korrespondenzen der Droste mit Levin Schücking und Elise Rüdiger geht es am 10. Februar. Freundschaft, Liebe und der Literaturbetrieb sind Themen des Theaterabends. Am 11. Mai richtet die Droste-Gesellschaft unter dem Stichwort „Droste.Medial“ den Blick auf die preisgekrönte Historienwebserie „Haus Kummerveldt“, die vom Leben der berühmten Dichterin inspiriert wurde. Der Regisseur und die Produzenten berichten über die Arbeit an dem Format.

Die Sonderbriefmarke wurde von Prof. Eckhard Jung aus Bremen gestaltet. Foto: Bildarchiv Foto Marburg, Andreas Lechtape / Anette von Droste zu Hülshoff-Stiftung

Die Sonderbriefmarke wurde von Prof. Eckhard Jung aus Bremen gestaltet. Foto: Bildarchiv Foto Marburg, Andreas Lechtape / Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung

„Mit den Gespenstern leben“, heißt es im Center for Literature auf Burg Hülshoff bei Havixbeck. Es geht um das kulturelle Erbe der Droste und die Frage, was wir daraus für Gegenwart und Zukunft lernen können. Workshops, Performances und neue Texte sind geplant. Im Droste Lab wird die Dauerausstellung zu Leben und Werk der Poetin neu gedacht und ausprobiert. Der wohl bekannteste Text der Droste, „Die Judenbuche“, wird in drei Installationen erlebbar. Der Start ist für den 18. März geplant. 2023, wenn sich der Todestag der Dichterin zum 175. Mal jährt, wird das Projekt fortgesetzt.

wsp

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