Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe mit Sitz in Münster. Foto: SVWL
21.02.2022

In Richtung Normalität

Die Sparkassen in Westfalen-Lippe ziehen eine positive Bilanz für das Jahr 2021. Die 55 Institute beweisen angesichts von Krisen, dass sie stark aufgestellt sind, sagte Prof. Dr. Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe (SVWL).

Mit 162,1 Milliarden Euro und einem Plus von 5,7 Prozent erreichte die Bilanzsumme der Sparkassen in der Region einen neuen Rekordwert. Angetrieben wurde das Geschäft durch einen anhaltenden Bauboom und durch verstärkte Investitionen der westfälischen Wirtschaft nach den Corona-Lockdowns. Im Privatkundenbereich stiegen die Darlehenszusagen um 9,4 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro, für Firmenkunden sagten die Sparkassen knapp fünf Prozent mehr Darlehen als im Vorjahr zu. Der Kreditbestand der westfälischen Unternehmen bei Sparkassen lag insgesamt bei 56,8 Milliarden Euro. Der Gesamtbestand der Kundeneinlagen stieg 2021 um 4,0 Prozent auf 117,5 Milliarden Euro. Mit Spenden und Ausschüttungen in einer Gesamthöhe von 85,3 Millionen Euro stehen die Sparkassen in der Region auf Platz eins im Bundesvergleich.

Kreditausfälle blieben aus

Das vergangene Jahr war von einer Normalisierung des Geschäftes nach der akuten Corona-Krise 2020 geprägt. Die Nachfrage nach Corona-Förderkrediten ging deutlich zurück. Das Volumen dieser Darlehen sank von 1747 Millionen Euro auf 430 Millionen Euro. Entgegen anfänglicher Befürchtungen habe es keine großen Kreditausfälle und Insolvenzen gegeben, sagte Sparkassen-Vizepräsident Jürgen Wannhoff: „Auch aktuell gibt es dafür keine Anzeichen. Im Gegenteil.“ Die Entspannung der pandemischen Lage spiegelt sich auch in einer leicht rückläufigen Sparquote von 16,1 auf 15,2 Prozent – es werde wieder mehr für Urlaub und Freizeit ausgegeben, beobachten die Institute.

2021 gab es in Westfalen-Lippe 56 selbstständige Sparkassen. Die Fusion der Sparkassen Ennepetal-Breckerfeld und Gevelsberg-Wetter zur Sparkasse an Ennepe und Ruhr wurde Anfang 2022 vollzogen, eine weitere ist zwischen Dortmund und Schwerte geplant. In fünf weiteren Fällen stehen Sondierungsgespräche an. Die Geldinstitute betreiben aktuell 1164 Geschäftsstellen – 46 weniger als vor einem Jahr. Die Tendenz gehe dahin, kleinere und wenig genutzte Servicestellen zu größeren Centern zusammenzulegen, so Wannhoff. Auch digitale Beratungen seien gefragt: „Wir sehen hier eine gute Resonanz. Corona hat die Bereitschaft, Bankgeschäfte digital zu erledigen, nachhaltig erhöht.“ 

Prof. Dr. Liane Buchholz. Foto: SVWL

Prof. Dr. Liane Buchholz. Foto: SVWL

Die Sparkassen-Präsidentin sieht die Herausforderungen der Zukunft in der globalen Lage: Themen wie ein drohender Krieg in der Ukraine, Angriffe auf die Demokratie und Klimawandel hätten auch Auswirkungen auf das Geschäft der Sparkassen in der Region. Die steigende Inflation sei als „Armutsbooster“ ein „Megathema“, so Buchholz.

In unruhigen Zeiten setzen die Institute in der Region auf ihre Position als Hausbank und „sicherer Hafen“ für ihre Kunden. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass große Veränderungen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen mit sich bringen, machte Buchholz deutlich.

wsp

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