Mehr als 50.000 Aale haben ihre neue Heimat in der Lippe. Foto: LFV Westfalen und Lippe
30.08.2023

55.000 Aale für die Lippe

Der Landesfischereiverband (LFV) Westfalen und Lippe hat mehr als 50.000 Aale in der Lippe ausgesetzt. Mit der Aktion sollen die Bestände der bedrohten Fischart gestärkt werden.

Die Raubfische wurden an neun Stationen zwischen Hamm und Schermbeck in den Fluss entlassen. Dort werden sie die nächsten zehn bis 15 Jahre leben. In dieser Zeit wachsen weibliche Tiere auf eine Länge von bis zu eineinhalb Meter heran und erreichen ein Gewicht von bis zu sechs Kilogramm. „Die erwachsenen und geschlechtsreifen Fische zieht es dann ins Meer“, sagt Carsten Nolting. Der Biologe ist beim LFV Westfalen zuständig für die Aalbewirtschaftung. Bis zu 5000 Kilometer schwimmen die Fische von ihren Habitaten in der Region zu ihren Laichgebieten. Diese liegen in der Saragossosee im Atlantik in der Nähe der Bahamas. Für die Strecke benötigen sie mehr als ein Jahr. In dieser Zeit ernähren sie sich ausschließlich von den angefressenen Fettreserven.

Junge Aale wurden jetzt in der Lippe ausgesetzt. Foto: LFV Westfalen und Lippe

Junge Aale wurden jetzt in der Lippe ausgesetzt. Foto: LFV Westfalen und Lippe

Nach dem Laichen sterben die erwachsenen Tiere. Aus den Aaleiern entwickeln sich zunächst die sogenannten Weidenblattlarven die sich in Richtung Ostantlantik auf Wanderschaft begeben. „Die meisten Tiere kommen vor der französischen Küste an. Dort geht ihre Verwandlung weiter“, so der Biologe. Aus den Weidenblattlarven werden die Glasaale. Die sich wiederum zu den Jungtieren, den sogenannten Steigaale oder Gelbaalen entwickeln. Für den Besatz in den europäischen Flüssen werden die Glasaale oder auch Gelbaale vor der französischen Küste gefangen und in Aufzuchtstationen oder Aalfarmen gebracht.

Wanderung wird aufgehalten

Allein würden die Tiere den Aufstieg zu ihren natürlichen Lebensräumen in den Flüssen nicht schaffen. Der Grund: Bauwerke wie Wasserkraftwerke oder Wehre in den Gewässern verhindern ihre Wanderung. „Aale sind faszinierende Fische. Sie sind sehr robust. Aber ihre Bestände sind durch den Einfluss des Menschen in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen“, sagt Nolting. In der Lippe sind die Aale schon lange beheimatet. „Sie nehmen als Teil des Lebensgefüges in der Lippe ihre Rolle ein. Fehlt der Aal, geht ein Teil der Artenvielfalt verloren“, sagt Nolting.

Die ausgesetzten Fische stammen aus einer Aalfarm. In den kommenden Monaten sollen weitere Aktionen folgen. Insgesamt wollen der Fischereiverband, die Initiative zur Förderung des Europäischen Aals e.V. (IFEA – ESF), Angelvereine und Fischereigenossenschaften bis zu 100.000 Tiere aussetzen. Rund 20.000 Euro lassen sich die Partner die Aktion kosten. 10.000 Fische wurden von einer Aalfarm gespendet. Übrigens: Der Besatz der Lippe mit Aalen hat eine lange Tradition. „Seit mehr als 100 Jahren findet der Aalbesatz statt. Er ist für die Berufsfischer seit jeher ein sehr wichtiger Fisch“, so Notling.

jüb, wsp

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