08.04.2013

Aufklärung gegen Neonazis: Forensische Klinik setzt auf politische Bildung der Patienten

Lippstadt (wh). Mit politischer Bildung kämpft die Forensische Psychiatrie in Lippstadt gegen Rechtsextremismus unter Patienten. Mit Vorträgen von Holocaustüberlebenden und anderen engagierten Aufklärern will Pflegedirektor Bernd Sternberg radikalen Tendenzen entgegenwirken.

Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder Schmierereien mit Hakenkreuzen in der Maßregelvollzugsklinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) aufgetaucht waren, lud Sternberg zunächst einen Holocaust-Überlebenden und später den Vorsitzenden der "Lagergemeinschaft Auschwitz " Freundeskreis der Auschwitzer", Uwe Hartwig, ein. Vor 40 Patienten berichtete er über die Verfolgung und Vernichtung von Juden, psychisch Kranken und Behinderten im Nationalsozialismus und erklärte die NS-Ideologie. "Dabei geht es uns vor allem darum, die schweigende Mehrheit der Patienten zu erreichen, die von extremen Ansichten beeinflusst werden könnten", erklärt Sternberg.

In diesem Jahr sollen weitere Veranstaltungen und Workshops stattfinden, zum Beispiel zur Bundestagswahl. Solch ein Angebot sei in einer Forensischen Klinik nicht selbstverständlich, aber doch dringend notwendig, erklärt der Pflegedirektor: "Vielen Patienten fehlt eine grundlegende politische Bildung, so wie man sie im familiären und beruflichen Umfeld normalerweise erhält. Deshalb sind sie gefährdeter, wenn es um radikale Gesinnungen geht."

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