Das Tal der Ferbecke (Hagen-Hohenlimburg, Märkischer Kreis) wurde bis zu 6 m tief ausgespült. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/F. Gumboldt
08.09.2023

Flut zerstörte kulturelles Erbe

Die großflächigen Überschwemmungen, die der Jahrhundertregen 2021 verursacht hat, haben auch erhebliche Schäden an archäologischen Fundstellen verursacht. 

Mehr als 220 Menschen kamen bei der Flutkatastrophe ums Leben, Häuser, Brücken und Straßen wurden zerstört, Erdreich weggespült. Noch immer sind nicht alle Schäden behoben oder erfasst. Erst langsam wird zudem deutlich: Die Flut hat auch zahlreiche Bodendenkmäler in der Region für immer zerstört. Wie die Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) mitteilen, sind zum Beispiel römische Wasserleitung unterspült oder mittelalterliche Verhüttungsplätze abgetragen worden. Die Flut habe bedeutendes kulturelles Erbe für immer zerstört, heißt es.

Mehr als 200 Schäden an Bodendenkmäler in Westfalen und im Rheinland haben die Experten bisher registriert. Sie gehen aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl noch deutlich höher ist. Nicht abzuschätzen sei zudem, wie viele bisher unentdeckte archäologische Fundstellen darüber hinaus vollständig verloren gingen.

Mittelalterliche Montanlandschaften zerstört

Das westfälische Schadensgebiet liegt hauptsächlich in den oberen Talabschnitten der Nebenflüsse von Lenne, Ennepe und Ruhr. „Die Ausspülungen sind gerade im märkischen Sauerland so verheerend, weil sich entlang der Bäche eine der bedeutendsten mittelalterlichen Montanlandschaften Deutschlands befindet“, sagt Prof. Dr. Michael Rind, Chefarchäologe des LWL. Handwerker suchten im Mittelalter die Nähe der Bäche auf, verhütteten dort Eisenerz und produzierten Holzkohle in Meilern. „Jetzt sind viele dieser Fundstellen angeschnitten, zugeschüttet oder vollständig weggespült“, so Rind weiter.

Die Konservierung der geschädigten Bodendenkmäler hat inzwischen begonnen. Die Landschaftsverbände haben zudem für die am stärksten betroffenen Kommunen Berichte verfasst, die detailliert die Schäden beschreiben und so den Unteren Denkmalbehörden erstmals ein Schadenskataster der Bodendenkmäler zur Verfügung stellen, teilt der LWL mit. „Ein wichtiger Bestandteil dieser Berichte sind Handlungsempfehlungen zum zukünftigen Umgang mit den beschädigten Fundstellen und für den denkmalgerechten Hochwasserschutz. Bei den umfangreichen Begehungen stellte sich zum Beispiel heraus, dass Kahlschläge und das Entsorgen von Forstabfällen in die Täler die Auswirkungen der Flut jeweils massiv steigerten“, sagt Rind.

wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Kultur, Wissenschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin