Überblick über die Gräber in der Krypta der Stiftskirche in Enger. Foto: Widukind-Museum Enger
02.05.2023

Früheres Christentum in Enger?

Im Rahmen eines wissenschaftlichen Kolloquiums im Widukind-Museum Enger (Kreis Paderborn) sind neue Erkenntnisse über die Toten aus dem Chor der Stiftskirche bekannt geworden. 

Jüngste sogenannte C14-Analysen, mit denen man das Alter von Knochen bestimmen kann, hätten gezeigt, dass der Todeszeitpunkt von mindestens einem der dort begrabenen Menschen deutlich früher war, als bisher angenommen. Das jüngste der drei Individuen sei spätestens 775 gestorben, heißt es in einer Mitteilung des Museums. Insgesamt bewegte sich der mögliche Todes-Zeitraum aller drei Männer in einer Zeitspanne von rund 150 Jahren.

Da der älteste Bau der Kirche bisher auf die Zeit um 800 datiert wurde, lassen sich aus der neuen Datierung des Todeszeitpunktes auch für den Kirchenbau neue Thesen aufstellen: So ist es denkbar, dass die Kirche eher gebaut wurde, als bisher angenommen. „Wenn auch schon der junge Mann in der Kirche beigesetzt worden ist, könnte die Kirche mit Beginn der Sachsenkriege bereits vorhanden gewesen sein, also vor der Christianisierung durch Karl den Großen“, heißt es weiter. Damit spricht vieles dafür, dass das Christentum bereits deutlich vor den Sachsenkriegen (772 bis etwa 804) dort gelebt wurde.

Enge Verwandtschaft

Eine andere Erklärung wäre, dass der Leichnam später in seine Grabstätte unter der Kirche überführt worden sei. Auch könnte die Kirche über den Gräbern der verstorbenen errichtet worden sein. Zudem hat eine DNA-Analyse ergeben, dass die drei Männer sehr eng miteinander verwandt waren. Der jüngere, etwa 15 Jahre alte Mann, war der Sohn eines der beiden anderen Männer. Die beiden älteren Erwachsenen waren demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit Halbbrüder.

Neue Erkenntnisse, ob Widukind, der in den Sachsenkriegen einige Jahre lang den Widerstand gegen Karl den Großen anführte, tatsächlich in Enger begraben liegt, gab es während des Kolloquiums nicht. Die neuen Forschungsergebnisse schließen das aber nicht aus, teilt das Museum mit.

wsp

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