Studieren im Digitalmodus. Foto: UnSplash
08.04.2020

Hochschulen starten ins „Online-Semester“

Die Universitäten und Fachhochschulen in Westfalen bereiten sich in der Corona-Krise auf den Start in ein „Online-Sommersemester“ vor. Am 20. April soll die Vorlesungszeit beginnen.

„Die Gesundheit von Studierenden und Lehrenden besitzt nach wie vor höchste Priorität. Da momentan nicht klar absehbar ist, wann die Hochschulen den regulären Präsenzbetrieb wieder aufnehmen können, sind flexible und pragmatische Lösungen gefragt“,  begründete NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen die Entscheidung.

„Online-Semester“ – das bedeutet, dass es statt Vorlesungen und Seminaren mit Präsenzpflicht digitale Angebote geben soll. Die westfälischen Hochschulen haben sich bereits seit Beginn der Corona-Krise auf diese Situation eingestellt und, wo möglich, Studienangebote auf digital-gestützte Veranstaltungen umgestellt. E-Learning-Angebote, Online-Seminare und Video-Sprechstunden sollen die Lehrveranstaltungen zumindest zu einem Teil ersetzen. „In den Gesellschafts- und Geisteswissenschaften gibt es viele Beispiele, die online gut funktionieren, schwieriger ist das in Fächern, wie beispielsweise Biologie, in denen experimentell in Laboren gearbeitet wird. Hier arbeiten wir noch an Lösungen“, sagt André Zeppenfeld, Sprecher der Unversität Siegen.

Herausforderungen an Kunst- und Musikhochschulen

Studierende und Lehrende in künstlerischen Fächern stehen im „Online-Semester“ ebenfalls vor großen Herausforderungen, sagt Professor Thomas Grosse von der Hochschule für Musik in Detmold: „An den Kunst- und Musikhochschulen steht die künstlerische Praxis vor Ort im Zentrum. Diese in digitaler Lehre fortzuführen, ist eine große Herausforderung, da über die Vermittlung von Wissen hinaus vor allem ästhetische Prozesse das Studium bestimmen.“ Hier gelte es nun, „neue Wege des künstlerischen Lehrens und Lernens zu suchen und dadurch neue Perspektiven zu gewinnen“, so Grosse weiter.

Die Hochschulen selbst funktionieren derzeit im Minimal-Betrieb und sind für Studierende weitgehend gesperrt; die meisten Mitarbeiter sind ins Home-Office versetzt. Einige Bibliotheken, so an der Universität Bielefeld, bieten einen reduzierten Ausleih-Service an, andere Hochschulen, wie in Siegen, haben die Einrichtungen komplett geschlossen. „Aus diesem Grund sind Abgabefristen verlängert worden“, sagt Zeppenfeld.

Die Präsidentin der FH Münster, Prof. Dr. Ute von Lojewski, plädiert für ein flexibles Studiensemester. (Foto: FH Münster/Benedikt Welscher)

Die Präsidentin der FH Münster, Prof. Dr. Ute von Lojewski, plädiert für ein flexibles Studiensemester. (Foto: FH Münster/Benedikt Welscher)

Prof. Dr. Ute von Lojewski, Präsidentin der Fachhochschule Münster, ist froh, dass es trotz der Corona-Krise kein „Null-Semester“ mit einem kompletten Ausfall des Lehrbetriebs geben wird. Sie fordert aber flexible Bedingungen: „Das Sommersemester 2020 muss ein Semester sein, bei dem die Studierenden vor allem durch den kreativen Einsatz von Online-Lehre weiterhin die notwendigen Leistungsnachweise erbringen können. Dieses Semester darf aber nicht bei der Regelstudienzeit zählen oder zu Nachteilen beim BAföG führen“, sagt von Lojewski.

An der FH Münster werde nun intensiv an kreativen Kommunikationsformen gearbeitet. Die Präsidentin berichtet von einem hohen Zeitdruck. Problematisch sei unter anderem, dass Prüfungsordnungen nicht auf Krisensituationen ausgelegt seien. „Die momentanen Herausforderungen schaffen für alle Akteure im Wissenschaftsbetrieb Bedingungen, die man so noch nie zuvor erlebt hat.“ Trotz aller Anstrengungen und digitaler Instrumente sei es allen bewusst, „dass es durch die Coronavirus-Pandemie derzeit keinen regulären akademischen Lehrbetrieb geben kann“, betont von Lojewski.

wsp

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