„Kinder brauchen Freiheit“
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat den Biontech-Impfstoff für Kinder ab fünf Jahren zugelassen. Man sollte Kindern die Chance geben, sich durch eine Impfung zu schützen, ist Prof. Heymut Omran, Direktor der Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Münster überzeugt. Der westfälische EU-Abgeordnete Dr. Peter Liese ruft dazu auf, Kinder mit Vorerkrankungen schnell zu impfen.
Mehr als 76.000 neue Infektionen zählte das Robert-Koch-Institut am heutigen Freitag in Deutschland. Das ist ein neuer Höchstwert. Allein in Westfalen gibt es aktuell 4071 neue Corona-Fälle, die Inzidenz in der Region liegt bei 253. „Bei den stark steigenden Coronazahlen ist es insbesondere für Kinder mit Vorerkrankungen dringend erforderlich, dass für sie jetzt auch ein sicherer und wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht“, sagt Dr. Peter Liese, der als gesundheitspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament sitzt und selbst als Kinderarzt in einer Klinik gearbeitet hat.
Auch der Münsteraner Kinderarzt Prof. Heymut Omran rät zur Impfung von fünf bis elfjährigen Kindern. Dabei gehe es nicht nur darum, ihre möglicherweise besonders gefährdeten Familienmitglieder zu schützen. Das Kind habe selbst auch einen Schutz und Vorteile, erklärt Omran. „Im Rahmen einer Covid-Erkrankung kann es zum Beispiel eine Multi-System-Inflammationserkrankung bekommen und diese Entzündung kann auch zu Herzentzündungen führen. Im Gegenzug ist die Nebenwirkungsrate einer Impfung im Bereich des Herzens deutlich geringer als die Wirksamkeitsrate gegen diese schwere Problematik im Rahmen einer Covid-Infektion.“
Warten auf Stiko-Empfehlung
Peter Liese mahnt an, dass der Impfstoff für Kinder nun schnell in die Praxen kommt. Auch eine baldige Empfehlung durch die Stiko sei wichtig – vor allem für Kinder mit Down Syndrom, einem Herzfehler oder Lungenerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. „Meiner Meinung nach sollten die Kinderärzte über die Priorisierung entscheiden, da diese ihre kleinen Patienten am besten kennen und so schnell und unbürokratisch handeln können“, so der EU-Abgeordnete.
Bei der Frage, ob die Impfung von Kindern gegen Corona sinnvoll ist, gehe es nicht nur um medizinische Gründe, ist Omran überzeugt. Er betont: „Kinder brauchen in ihrem Leben auch Freiheit, brauchen Entwicklungsmöglichkeiten, müssen auch andere Kinder treffen können, müssen spielerisch soziale Fähigkeiten erlernen können. Das können sie eigentlich nur in der Gruppe und das können sie nur mit Menschen und nicht nur virtuell. Und deswegen ist auch da die Covid-Impfung ein gutes Instrument, um Kindern diese Entwicklungsmöglichkeiten wiederzugeben.“
wsp