Digitale Medizin steht im Mittelpunkt von interdisziplinären Seminaren an der Universität Siegen. Foto: Universität Siegen
01.03.2019

Modellversuch in Südwestfalen: Reallabor für Telemedizin

Südwestfalen wird zu einem Reallabor für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum. An der neuen Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Siegen soll in einem Modellversuch erprobt werden, wie digitale Technik die Ärzte und Patienten vor Ort unterstützen kann.

„Ärztemangel, Aufnahmestopps, Nachwuchssorgen bei Hausarztpraxen – diese Probleme sehen wir in Siegen und in der gesamten Region Südwestfalen schon heute.“ Mit diesen Worten beschrieb der Siegener Bürgermeister Steffen Mues kürzlich in einem Bürgerforum die Notwendigkeit für neue Wege in der medizinischen Versorgung. Im Rahmen des Modellversuchs soll ab diesem Jahr getestet werden, wie telemedizinische Anwendungen eine Entlastung schaffen können. Zum Beispiel, indem durch eine Videosprechstunde oder durch die digitale Übermittlung von Blutdruckwerten lange Fahrten zwischen den Dörfern wegfallen. In einem der ersten Projekte geht es um die Betreuung und Behandlung demenzkranker Menschen. Hier soll auch erprobt werden, wie die Vernetzung von niedergelassenen Ärzten und Kliniken verbessert werden kann.

Es geht nicht um die „arztlose“ Praxis

„Im Mittelpunkt stehen für uns die Bedürfnisse von Ärzten und Patienten sowie den Angehörigen“, sagt Prof. Dr. Christoph Strünck, stellvertretender Dekan der Lebenswissenschaftlichen Fakultät. Im Rahmen des „Reallabors Südwestfalen“ soll überprüft werden, ob neue Technologien hier eine „greifbare und alltagstaugliche Verbesserung“ bedeuten. „Es geht nicht darum, eine arztlose Praxis zu schaffen, sondern um eine Ergänzung der ärztlichen Versorgung“, so der Wissenschaftler.

An dem Modellversuch nimmt ein Netzwerk aus Forschungspraxen aus Südwestfalen teil. „Die große Mehrheit der Ärzte steht den digitalen Technologien aufgeschlossen gegenüber, wenn es die Versorgung aus Ihrer Sicht verbessert“, beschreibt Prof. Strünck die Resonanz.

Der Modellversuch ist Teil des Projektes „Medizin neu denken“ an der Universität Siegen. Dazu gehört auch die Ausbildung von Ärzten in Kooperation mit der Universität Bonn sowie die Einrichtung medizinnaher Studiengänge an der neuen Lebenswissenschaftlichen Fakultät. Nach dem Start des Humanmedizin-Studiengangs Bonn-Siegen im Oktober 2018 absolvierten die Bonner Medizinstudierenden nun erstmals in Siegen ein gemeinsames Seminar  mit angehenden Informatikern und Ingenieuren. Thema beim Modul „Digital Medicine – Hands on“ waren die Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Fächern.

wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Wissenschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin