16.02.2015

Protest in der Provinz: LWL-Historiker auf der Spur von sozialen Bewegungen im ländlichen Westfalen

Münster (wh). Wenn es um den Anti-Atom-Protest, Jugendbewegungen oder auch alternative Lebensformen geht, dann liegt der Fokus meist auf den Großstädten. Am LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte wird erforscht, wie sich solche sozialen Bewegungen im ländlichen Raum entwickelt haben.

Die sogenannte Provinz wurde bislang von Historikern und Soziologen in diesem Zusammenhang meist übersehen; sie galt als eher rückständig. Zu Unrecht, ist Dr. Julia Paulus vom LWL-Institut überzeugt. "Es gibt zahlreiche Beispiele, wie Menschen aktiv wurden, gerade wenn es um eigene Räume ging. Kaum jemand weiß heute mehr von Häusern, die in Münster, aber auch in vielen Dörfern Westfalens besetzt wurden. Dann gab es den Kampf von Jugendlichen um eigene Zentren oder auch ganz konkret den Konflikt um ein Zufluchtshaus für misshandelte Frauen in Warendorf."

Angetrieben wurden solche Proteste von Menschen, die durch eigene Erfahrungen in Metropolen oder auch durch Medienberichte mit den Ideen der Jugend-, Friedens- oder auch Frauenbewegung in Berührung kamen.

Der Austausch zwischen Großstädten und Provinz verlief jedoch nicht einseitig, wie bislang angenommen, hat Dr. Paulus herausgefunden: "Die theoretischen und akademischen Diskussionen fanden meist in Metropolen wie Berlin, Frankfurt und München statt. Die praktische Umsetzung von Ideen, also zum Beispiel der Kampf um ein Jugendzentrum, passierte aber vielfach in kleinen Städten. Auf dem Land wurden solche Probleme selbst gelöst und diese Erfahrung beeinflusste auch die gesellschaftliche Entwicklung der BRD."

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