„Vierzig Jahre Leichenshow“: Forschungsarbeit analysiert Todesdarstellungen im „Tatort“
Münster (wh). Früher reichte schon der Umriss einer Leiche, heute wird das Mordopfer im "Tatort"-Krimi oft mit all seinen Verwesungserscheinungen porträtiert. Das hat der Münsterische Kommunikationswissenschaftler Stephan Völlmicke herausgefunden. Für seine Doktorarbeit "Vierzig Jahre Leichenshow " Leichenschau" analysierte er in 82 "Tatort"-Folgen 2220 Kamera-Einstellungen der TV-Mordopfer.
"Die Todesdarstellungen sind heute so intensiv und direkt wie nie zuvor", fasst der 35-Jährige seine Ergebnisse zusammen. Anders als noch vor 40 Jahren gehe die Kamera nun näher und länger an die Mordopfer heran; zudem seien Gerichtsmediziner seit Anfang der 1990er Jahren ein fester Bestandteil der Filme.
Den Grund für den Wandel sieht Völlmicke nicht allein in einem zunehmenden Quotendruck: "Die ausgeprägten und direkten Darstellungen der Leichen im Tatort sind gleichzeitig ein Ausdruck der Profanisierung des Todes in der Gesellschaft."