In der Stadt angekommen: Das Untere Schloss in der Siegener Innenstadt ist erst seit wenigen Jahren ein Standort der Universität. Foto: Universität Siegen
05.05.2022

Vorreiter in Deutschland

Vor 50 Jahren wurde die „Gesamthochschule Siegen“ gegründet. Der damalige NRW-Bildungsminister Johannes Rau hielt die Festrede zur Eröffnung. 50 Jahre später präsentiert sich die Universität in der Stadt verwurzelt und mit hohem Anspruch in Bildung und Forschung.

Die Gesamthochschule Siegen war 1972 als eine von fünf Reformhochschulen in NRW gegründet worden. Mehr jungen Menschen sollte ein Studium ermöglicht werden. Sie konnten auch ohne Abitur die Hochschule besuchen, das war ein Novum in der Bundesrepublik. Das Konzept traf auf eine große Nachfrage. War die Gesamthochschule mit rund 4000 Studierenden und 200 Lehrenden gestartet, waren 1980 bereits knapp 6000 Menschen eingeschrieben, nur zwei Jahre später bereits knapp 7000. Heute zählt die Universität etwa 17.700 Studierende.

Aus der Pädagogischen Hochschule und der Siegener Ingenieurschule hervorgegangen, zählen die Lehrerausbildung und Soziales sowie IT und Physik nach wie vor zu den Schwerpunkten in Lehre und Forschung. Seit 2003 ist die einstige Gesamthochschule eine Universität. Die Entwicklung neuer Studiengänge ist kennzeichnend für die Einrichtung. So war Siegen mit einem Medien-Studiengang in den 1980er Jahren ein Vorreiter in der deutschen Hochschullandschaft, später profilierte sich die Universität mit neuen Studiengängen im Bereich Gesundheit.

Das Hörsaalzentrum der Universität Siegen. Foto: Universität Siegen

Das Hörsaalzentrum am Unteren Schloss. Foto: Universität Siegen

Mit dem Modellprojekt „Medizin neu denken“ ist die Universität Siegen vor einigen Jahren auch in die Medizinerausbildung eingestiegen. Der ursprüngliche Plan war, dass die angehenden Ärzte nach der vorklinischen Ausbildung an der Universität Bonn ihre weiteren Semester an der Universität Siegen und an Krankenhäusern in der Region absolvieren. Im Anschluss sollten sie möglichst im Raum Siegen bleiben, lautete eine Hoffnung. Das ambitionierte Vorhaben von Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart konnte jedoch nicht wie geplant verwirklicht werden. Grundlegende Voraussetzungen für den Lehrbetrieb fehlten, stellte der Wissenschaftsrat 2019 fest. Die neu gegründete Lebenswissenschaftliche Fakultät besteht jedoch weiterhin an der Universität Siegen. Dort werden nun Modelle für eine digitale Gesundheitsversorgung entwickelt. Medizinstudierende der Universität Bonn absolvieren Blockpraktika in verschiedenen klinischen Fächern in Siegen. Die gemeinsame Einrichtung „Digitale Medizin und Versorgungsforschung im ländlichen Raum“ (INDIRA) der Universitäten Siegen und Bonn entwickelt neue Ansätze in Lehre und Forschung, die helfen sollen, die gesundheitliche Versorgung in Zukunft sicherzustellen – gerade auch mit Blick auf den ländlichen Raum.

Campus belebt die Innenstadt

Im 50. Jahr ihres Bestehens präsentiert sich die Universität Siegen ambitioniert in Lehre und Forschung. So ist Siegen der Standort des ersten Quantencomputers in Deutschland. Verwurzelt ist die Hochschule aber nach wie vor in Südwestfalen. 60 Prozent der Studierenden kommen aus den Städten und Kreisen der Region. Für die Stadt Siegen hat sich die Universität zu einem Impulsgeber entwickelt. Neben dem ursprünglichen Standort am Haardter Berg wurde in den vergangenen Jahren ein Innenstadtcampus aufgebaut. Der Campus Unteres Schloss soll zusammen mit einem neuen Hörsaalzentrum und einer Mensa zur Belebung des Zentrums beitragen. Für die Stadt mit dem Motto „Siegen. Wissen verbindet“ ist das offenbar eine erfolgsversprechende Strategie. Die nächsten Umzüge von Fakultäten in die Innenstadt sind bereits geplant.

wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Wissenschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin