Die Schaufenster des alten Kaufhofs in Witten wurden als temporäre Galerie für Ausstellungen genutzt. Foto: Dana Schmidt
11.11.2022

Warenhäuser im Wandel

Der Konzern Galeria Karstadt Kaufhof ist insolvent, etwa ein Drittel der bundesweit 131 Filialen sollen geschlossen werden. Was wurde aus den Warenhäusern in westfälischen Städten, die vor rund zwei Jahren bereits dicht machen mussten?

In Witten endete die „Kaufhof-Ära“  im Oktober 2020. Bereits wenige Monate später eröffnete dort die „Galerie der Produkte“, ein Kunst- und Kulturprogramm rund um das aufgegebene Gebäude. Die Theatermacherin Britta Lennhardt brachte lokale Künstler und Initiativen zusammen, organisierte Fotoausstellung in den Schaufenstern und Talkrunden im alten Kaufhof-Reisebüro. Ein Podcast und eine Fotoausstellung porträtierten Menschen aus der Stadtgesellschaft.

Ungewissheit für die Innenstädte

Eine positive Auswirkung der temporären „Galerie“: „Der Ort war stets lebendig und gepflegt, Passanten kamen immer wieder dorthin, um zu gucken, was es Neues gibt“, berichtet Lennhardt. Das Projekt profitierte von einer großen Unterstützung. Stadt und Land finanzierten die „Galerie der Produkte“, außerdem unterstützten zahlreiche Künstler, Einrichtungen sowie auch Unternehmen die Aktion, die nach einem Jahr im März 2022 endete. Wie es nun am Kaufhof-Standort in Witten weitergeht? Die Stadt verweist auf eine Machbarkeitsstudie, die als Grundlage für Gespräche mit dem Eigentümer, einem Immobilienkonzern, dienen soll. Was daraus wird, ist noch unklar. Die Stadt sei nicht in einer „Wünsch-Dir-was Position“, heißt es aus Witten.

In Witten wurde der aufgegebene Kaufhof zur "Galerie der Produkte". Foto: Albatoul Sheikh Bakeer

In Witten wurde der aufgegebene Kaufhof zur „Galerie der Produkte“. Foto: Albatoul Sheikh Bakeer

Positiv hat sich die Situation am Karstadt-Haus in Gütersloh entwickelt. Dort eröffnete im Frühjahr 2021 das Textilhaus Sinn. Es dürfte einer der wenigen ehemaligen Kaufhaus-Standorte sein, die weiterhin von einem großen Einzelhändler genutzt werden. Ob diese Perspektive langfristig ist, ist allerdings unklar. Die Stadt berichtet von einem Zweijahres-Mietvertrag. Um Einfluss auf die zukünftige Gestaltung des Stadtkerns zu nehmen, will die Kommune das alte Karstadt-Gebäude kaufen. Seit Anfang 2022 laufen hierzu Gespräche mit den Eigentümern. Es gelte zu verhindern, dass die Immobilie ein „Geisterhaus“ werde, heißt es aus Gütersloh.


Lesen Sie auch unseren Schwerpunkt Abschied von der Einkaufsstadt


Das Hammer Bahnhofsviertel war einst Standort mehrerer großer Warenhäuser, mit dem Kaufhof schloss im Herbst 2020 der letzte große Einzelhändler. Was mit der Immobilie passieren soll, ist unklar; derzeit laufen noch Gespräche zwischen der Stadt und dem Eigentümer über die Zukunft des Standorts. Allein die Schaufenster werden derzeit mit Ausstellungen bespielt. Das Umfeld ist schon seit vielen Jahren im Wandel: Auf der Fläche des ehemaligen Horten-Gebäudes ist die Stadtbücherei mit Volkshochschule und einer privaten Hochschule angesiedelt. Wo früher einmal C&A Kleidung verkaufte, empfängt ein Hotel Übernachtungsgäste. Zukünftig soll das Bahnhofsviertel auch ein Wohnviertel werden. Erst kürzlich wurde die Baugenehmigung für 52 Studentenapartments erteilt. Die Zeichen stehen hier auf Wohnen statt auf Einkaufen.

Annette Kiehl, wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin